FIFA in größter Not

Vom Gauner zum Schurken

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Die deutsche Nationalmannschaft hat gerade Probleme, sogar der FC Bayern, überhaupt der deutsche Fußball – doch sind das wirklich Probleme, wenn man sie in den Kontext des großen Ganzen stellt? Was alle, die dem Fußball nahestehen, wirklich besorgen sollte, ist das, was sich abseits der Stadien und Spielfelder ereignet. Unter Beteiligungen von Leuten, die keine Akteure des Spiels an sich sind. Es geht um den höchsten Mann im Weltfußball – wenn man den Präsidenten der FIFA als solchen bezeichnen mag: um Gianni Infantino. Dem man fair eine Chance geben wollte, als er 2016 in das Amt gewählt wurde. Heute muss man sagen: Er hat sie nicht genutzt, er hat schlimmsten Verrat begangen.

Als Infantino an die Macht kam, sollte die Macht keine mehr sein. In der Verwaltung der FIFA, in der gute Leute arbeiten, war das neue Organisationsschema entwickelt worden, in dem der Präsident nur noch repräsentative Ausgaben zu verrichten und der Generalsekretär die Entscheidungen des Tagesgeschäfts zu treffen hat. Der FIFA-Kongress hat es so gebilligt, damals im Zürcher Hallenstadion. Nur so hatte der Fußball-Weltverband die Chance, nicht mehr als korrupter Haufen zu gelten.

Infantino hat die Neuregelung einfach missachtet. Er tat es schon in seiner Bewerbungsrede, als er den kleinen Verbänden einen Geldsegen in Aussicht stellte und dadurch ihre Stimmen kassierte. Mit Geld lockt er auch jetzt, und weil Infantino keine Skrupel hat, das grunddemokratische Wahlsystem „One country, one vote“ in seinem Sinne auszunutzen, steht sogar zu befürchten, dass sein Stimmvolk einen Wahnsinn mit dem Quasi-Verkauf der FIFA an dubiose Investoren durchwinkt. Wenn’s den eigenen Wohlstand mehrt. . .

Man dachte immer, schlimmer könne es in der FIFA nicht werden, als es in den Jahrzehnten unter Sepp Blatter war. Was für ein Irrtum! Infantino geht um des Erhalts von Macht viel weiter als sein Vorgänger, der übrigens auch dem Druck nachgab und seinen Verband von Externen durchleuchten ließ. Infantino hat die Compliance- und Transparenz-Initiative einkassiert. Er baut sich einen Staat, den er autokratisch führt, mit einer Generalsekretärin, deren Referenzen (sie war bei der UNO und vom Fußball unbelastet) er zynisch instrumentalisiert. Infantino gehört zu den Diktatoren dieser Welt.

Man muss die des Fußballs vor ihm retten – und auch die FIFA. Lieber ein Verband, der nach Schweizer Vereinsrecht geführt wird, als eine Firma mit Infantino als CEO. Die UEFA muss gegen ihn aufstehen, der DFB muss Flagge zeigen.

Sepp Blatter war ein Gauner. Gianni Infantino ist ein Schurke.

Guenter.Klein@ovb.net

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