Zug/München – Don Jackson, Trainer des EHC München, zeigt, wenn er arbeitet, selten Regung. Am Dienstagabend eine große Ausnahme: Der US-Amerikaner klatschte begeistert, als in der 55. Minute Frank Mauer zum 2:0 für den Deutschen Meister traf. Das Tor war der Türöffner zum Viertelfinale in der Champions Hockey League (CHL). Die 2:3-Hinspielniederlage machte der EHC mit einem 2:0 (0:0, 1:0, 1:0)-Sieg wett. Eine taktische und kämpferische Meisterleistung. Erstmals ist München somit unter den besten Acht in der CHL. Der nächste Gegner steht auch schon fest. Die Malmö Redhawks aus Schweden werden es sein, sie hatte München schon in der Vorrunde, es gab einen Sieg (3:2) und eine Niederlage (1:6). Malmö schaltete im Achtelfinale den SC Bern aus.
Der EHC musste seinen bekannten Personalmangel managen. Fünf Stürmer der Stammbesetzung fehlten, Trainer Don Jackson füllte wie schon die vergangenen Wochen die Reihen mit Nachwuchskräften aus Riessersee und der Akademie in Salzburg auf. Weil es ein „Do or die“-Spiel war (Gewinne oder es ist zu Ende in diesem Wettbewerb) teilte Jackson die Einsatzzeit unter den drei ersten Blöcken auf, der vierte Sturm (die Eder-Brüder mit Dennis Lobach) kam kaum aufs Eis. Man sah es den Gesichtern der Münchner Spieler an, wie ihnen die Tempointensität des Spiels zusetzte: Immer wieder atmeten sie tief durch. Beim EV Zug gestaltete sich die Lage entspannter als vor zwei Wochen im Hinspiel. So war der damals verletzte Ex-EHC-Stürmer Garrett Roe wieder dabei. Neuerdings in Zug: Dennis Everberg, schwedischer Nationalspieler in bestem Alter (26), NHL- und KHL-Erfahrung und 2017 und 18 mit seinem Nationalteam Weltmeister geworden.
Wie in München begannen die Schweizer sehr aktiv, so als wollten sie schnelle Klarheit in diesem Duell erzwingen. In den Mittelpunkt rückte zwangsläufig EHC-Torwart Danny Aus den Birken. Aber: Zweimal unterbrachen die laufstarken Zuger ihren Flow im ersten Drittel durch Strafzeiten, da mussten sie sich erst einmal dagegen wehren, in Rückstand zu geraten. Es waren keine schweren Fouls, die sie begingen – doch auch Bagatelldelikte können im Eishockey folgenreich sein.
In der ersten Minute des zweiten Drittels musste Garrett Roe wegen Hakens raus. Die Chance für den EHC. Elf Sekunden dauerte es, dann war das Überzahlspiel erfolgreich abgeschlossen. Justin Shugg schoss von der blauen Linie aus, Zugs Torhüter Tobias Stephan sah die Scheibe zu spät, denn Münchens Zugang Yasin Ehliz hatte sein Blickfeld gekreuzt. Mit dem 1:0 für den EHC (22.) veränderte sich die Psychologie des Spiels. Der Favorit konnte einen Blick in den Abgrund werfen, der deutsche Außenseiter witterte die Machbarkeit seiner Aufgabe. Für beide Seiten war klar: Ein Tor würde zum Weiterkommen genügen – wenn weiter nichts passiert.
Man schenkte sich nichts. 100-Kilo-Paket John Mitchell musste hinnehmen, dass ihn ein Zuger hart, aber legal gegen die Bande beförderte; der Ex-NHL-Crack rappelte sich auf und ließ erst mal verbal Dampf ab, als er an der Gästebank vorbeiskatete. Doch auch umgekehrt zeigte der EHC dem EVZ Grenzen auf: Matt Stajan hebelte Garrett Roe aus. Der Amerikaner musste sich verlegen erst wieder den Helm zurechtrücken, bevor es weiterging.
Die Entscheidung fiel in der 55. Minute. Zug etwas durcheinander, Frank Mauer frei vor dem Schweizer Tor – er ließ sich die Chance nicht entgehen. Und Don Jackson haute die Hände ineinander. Und noch einmal, als sein Team das finale Anrennen der Zuger überstand.