München – Viel Zeit zur Vorbereitung hatten die Basketballer des FC Bayern für diesen Bundesliga-Gipfel gegen Gießen ja nicht. Erst Freitag Nachmittag waren sie aus Gran Canaria eingeschwebt. Doch es ist eine Erkenntnis dieser ersten Saisonphase: Zumindest national kann man sich auf das eigene Können verlassen. Und so brachten die Münchner gestern auch das Duell eins gegen drei mit Erfolg hinter sich. Knapp zwar, mit einem 94:79 (46:40), aber das ist ein Punkt, der im Münchner Lager ernstlich niemanden schert. Was zählt ist: Man steht auch in der nun folgenden Länderspielpause der BBL ungeschlagen ganz oben.
So schwer wie gestern hatte es der Titelverteidiger in dieser Saison bislang allerdings nie. Das Überraschungsteam aus Gießen hatte den Umstand, sich eine ganze Woche lang entspannt auf die in Europa doppelt geforderten Münchner vorbereiten zu können, bestens genutzt. Gießen wirkte frisch, mit immenser Laufarbeit setzten sie den Bayern schwer zu. Und die Hessen hatten John Bryant.
Der Kalifornier ist ja schon ein kleines Phänomen. Inzwischen hat der pfundige Ex-Bayer in etwa wieder das Format, in dem er 2013 aus Ulm nach München übersiedelt war. Doch im Team von Trainer Ingo Freyer kurbelt Bryant die Minuten ab. Auch gestern stand er weit über eine halbe Stunde auf dem Feld. Und trotz seines, sagen wir einmal eher ökonomischen Spielstils hat er die Fäden in der Hand. Bryant versenkt Bälle, 30 Punkte schenkte er seinem Ex-Club ein. Bryant greift sich Abpraller. Und der Center-Koloss kann auch weit beweglichere Gegner wie etwa Derrick Williams (13 Punkte) durch seine bloße Anwesenheit unter dem Korb schwer nerven.
Und ganz egal, wie weit die Münchner zeitweilig davonzogen – nach der Pause stand einmal sogar ein 51:40 auf der Anzeigetafel – Gießen hatte immer Antworten.
Dass am Ende doch ein vergleichsweise souveräner Sieg zu Buche stand, hatte dann mit der Qualität des Münchner Luxuskader zu tun. Während sich die Gäste aus Hessen zunehmend kleine Fehler leisteten, legten die Bayern vor allem in der Intensität ihres Spieles zu – und rissen prompt eben doch die letztlich spielentscheidende Lücke. Binnen drei Minuten wurden aus zwei Punkten Differenz deren zwölf – der Rest wurde zum Schaulaufen in einem munteren Basketballspiel. In dem am Ende gleich sechs Münchner zweistellig gepunktet hatten. Am besten Nihad Djedovic, der es auf 17 Punkte brachte.
Pausen können die Bayern derzeit bestens brauchen. Nun hat man immerhin drei Tage vor sich – dann muss das Team von Trainer Dejan Radonjic in Tel Aviv wieder in der Königsklasse Euroleague ran.