Mit Marco Sturm ist der berühmteste aus der Generation der jüngeren deutschen NHL-Spieler dem deutschen Eishockey abhandengekommen, also schaut es: Was macht mein zweitberühmtester? Das ist Christian Ehrhoff. Hat annähernd die NHL-Karriere von Sturm vorzuweisen, war noch einer der Silber-Spieler von Olympia in diesem Jahr und hat sich danach zur Ruhe gesetzt. Und umgesattelt: Kürzlich eröffnete Christian Ehrhoff in Nordrhein-Westfalen ein Gesundheitszentrum.
Schon beim Deutschland Cup, Marco Sturms Abschiedsvorstellung, nahm der Deutsche Eishockey-Bund Gespräche mit Ehrhoff über eine künftige Rolle auf. Der sagte, er wolle sich erst mal ein Jahr Pause nehmen und sortieren – doch gestern hat Ehrhoff öffentlich seine Ambition bekundet: Ja, er will dabei sein, rund um die Nationalmannschaft, irgendwie.
Da muss der DEB zugreifen, weil Ehrhoff vieles zu bieten hat: Er ist ein Vorzeigekopf, eloquent, medienerfahren. Und glaubwürdig, weil er während seiner NHL-Zeit den Draht in die Heimat nie verloren hat. Im Sommer war er immer da, und wenn in der NHL mal wieder der Arbeitskampf tobte und der Ligabetrieb ruhte, spielte er für seinen Stammverein Krefeld. Beim letzten Mal sogar honorarfrei.
Nur: Wie setzt man Ehrhoff ein? Gesucht wird in erster Linie ein Trainer für die Nationalmannschaft. Das ist Ehrhoff nicht, und in diese Richtung will er nicht gehen. Was ihm vorschwebt: General Manager. Das war Marco Sturm auch. Aber nicht in erster Linie. Man hat vor dreieinhalb Jahren, um ihn aus Nordamerika zum deutschen Verband zu locken, ihm halt diesen Titel dazugegeben. Eine klare Trennlinie zwischen beiden Aufgaben war nicht definiert, und wenn eine Person Trainer und Manager ist, bedarf es einer Unterscheidung auch nicht.
Die Frage für den DEB lautet nun: Will er sich den Luxus leisten, zwei Gehälter zu bezahlen, wo zuvor mit einem alles erledigt war? Es ist eh schon alles teurer geworden, seit man das Amt des Sportdirektors von dem des Bundestrainers löste (auch das wurde schon in Personalunion erledigt). Mit Stefan Schaidnagel hat man jetzt ja einen Sportdirektor, der allseits gelobt wird.
Ehrhoffs Interessensbekundung bringt den DEB noch nicht voran. Er braucht vor allem einen Trainer. Das ist die einzige wichtige Personalie.
Guenter.Klein@ovb.net