Unterhaching – Eigentlich dürften sie gar nicht mehr da sein. „Es ist ein Wunder, dass es uns noch gibt“, sagt Claus Schromm über seine SpVgg Unterhaching, aber er sitzt ja dennoch da, mitten im Vereinslokal, und nach der Presserunde wird der Coach seine Drittligaspieler auf die Rückrunde einstimmen. Die Unterhachinger kämpfen seit jeher um ihre Existenz, aktuell beschäftigt sie der Wintereinbruch jedoch viel mehr, er bringt die Pläne durcheinander. Allerdings ist Schromm vorbereitet; man wird sich bis zum Abflug ins Trainingslager nach Spanien am Sonntag in diversen Hallen einbuchen. Generell ist der Verein so gut sortiert wie lange nicht mehr. Und mit einem Wunder hat das nichts zu tun.
Ob sie es nun wahrhaben wollen oder nicht: Die Unterhachinger starten die Rückrunde mit dem Wissen, dass die Chance auf den Aufstieg heuer ganz plötzlich unvermutet groß geworden ist. Sie wollen davon nichts wissen, aber in der Hinrunde konnte man schon auch viel Selbstvertrauen sammeln. Der Trainer hat die schöne Aufgabe, seinen Spielern nun eigentlich bloß vor Augen führen zu müssen, dass sie einfach nur so weitermachen sollten. „Wenn wir unser Spiel durchziehen, sind wir eine Macht“, so Schromm, „dann sind wir nur schwer zu schlagen.“ Anschauungsmaterial habe er dafür ausreichend: „Das ist keine These, sondern Realität. Ich habe genug Videos.“
Freilich wird noch mehr nötig sein als nur ein paar Best-of-Szenen der Vorrunde zu gucken. Schromm fordert zum Beispiel noch mehr Gespür für „das präventive Arbeiten, denn umso weniger unnötige Laufwege brauchen wir dann“. Aber unrealistisch ist der Aufstieg nicht. Die ersten fünf Spiele wurden intern als maßgebend ausgemacht. Wenn bis dahin die rund 45 Punkte erspielt sind, die einen vom Abstiegskampf befreien (dazu fehlen zehn Zähler), werden die Ziele neu definiert. „Es wäre nicht unbedingt zu früh“, so Schromm, „aber der Respekt vor dem großen Ganzen wäre größer.“ Denn das wahre Ziel müsse ja sein, nicht nur aufzusteigen, sondern oben zu bleiben. Das Vorbild ist Heidenheim, das erst im fünften Drittligajahr aufstieg und inzwischen an die oberste Klasse anklopft. Da arbeitet der Trainer von einst noch immer im Verein, alles ist gesund gewachsen, „das imponiert mir“, erklärt Schromm. Doch trotz allem wird die Rückrunde natürlich nicht mit angezogener Handbremse absolviert, im Gegenteil. Zunächst darf es heuer nicht zur traditionellen Delle kommen, die sich Haching in Drittligajahren stets nach der Winterpause leistete. Und sollte es danach wirklich so weit kommen, dass die Zweite Liga in Reichweite rückt, wird man durchziehen. „Ab und zu weiß man ja zunächst gar nicht, wie weit man werfen kann“, so Schromm. Und wenn den Unterhachingern der große Wurf gelingen sollte, wäre das angesichts ihrer Entwicklung in den letzten drei Jahren so langsam wirklich auch kein Wunder mehr.