Comeback mit schweren Beinen

von Redaktion

Laura Dahlmeier wird Neunte – das Ruhpoldinger Publikum feiert sie

VON ARMIN GIBIS

Ruhpolding – Es war fast so wie immer, wenn Laura Dahlmeier durch die Chiemgau Arena skatet. Schon beim ersten Schießen schwenkten Fans die deutschen Fahnen, brandete unter den 11 500 Zuschauern Applaus auf. Im Ziel wurde die Biathletin innig gefeiert, die 24-Jährige bedankte sich für die Ovationen, indem sie ihren Fans lächelnd zuwinkte. Dabei gab es diesmal keinen Sieg zu bejubeln, Laura Dahlmeier war Neunte im Sprint geworden, 47,7 Sekunden hinter der erstplatzierten Anastasia Kuzmina (Slowakei). Ein für ihre normalen Verhältnisse eher unspektakuläres Ergebnis. Doch das hatte an diesem Tag keine sonderliche Bedeutung. Viel wichtiger war, dass die im vergangenen Jahr von Krankheiten geplagte Laura Dahlmeier nach mehreren Zwangspausen endlich wieder da war. Dass sie endlich wieder lief und schoss und dass wohl allmählich wieder mit ihr zu rechnen sein wird. „Die Zuschauer“, meinte Dahlmeier, „haben sich genauso gefreut wie ich, dass ich wieder zurück auf der Loipe bin.“

Zwei olympische Goldmedaillen und sieben WM-Titel sind doch ein fester Kitt, der die Skijägerin und ihren großen Anhang verbindet. Und Laura Dahlmeier war umso schmerzlicher vermisst worden in einem Winter, in dem es keine deutsche Biathletin geschafft hat, die Frontfrau auch nur annähernd zu ersetzen. Auch gestern war das so gewesen. Obwohl Laura Dahlmeier sich noch nicht in gewohnter Form zeigen konnte, war sie die Beste im deutschen Team, gefolgt von Franziska Preuß (10.), Denise Herrmann (17.), Franziska Hildebrand (18.) und Karolin Horchler (19.). „Grundsolide“, nannte Disziplintrainer Florian Steirer das mannschaftliche Abschneiden, „es hätte aber auch ein Podestplatz dabei sein dürfen. So bleibt ein bisserl fader Beigeschmack.“ Unter den Zuschauern in der Chiemgau Arena befand sich übrigens ein Großteil der ruhmreichen Vergangenheit des deutschen Frauen-Biathlons: Uschi Disl, Petra Behle, Martina Beck (früher Glagow), Andrea Burke (früher Henkel), Simone Hauswald, dazu noch Magdalena Neuner, die als TV-Kommentatorin im Einsatz war. Sie alle haben einst reichlich Medaillen gesammelt. Von der aktuellen Generation kommt für sportlichen Lorbeer derzeit nur Laura Dahlmeier in Frage.

Dabei musste die Oberbayerin gestern früh feststellen, dass die gesundheitlichen Rückschläge ihre Spuren hinterlassen haben. „Ich war topmotiviert, aber ich habe schon am ersten Berg gespürt: die Haxen sind einfach blau. Ich musste von Anfang an das Tempo zurückschrauben.“ Spitzenresultate sind in solch einer Form natürlich nicht möglich. Allerdings präsentierte sich Dahlmeier am Schießstand wieder so, wie man sie seit Jahren kennt. Sie räumte alle zehn Scheiben ab, und das in flottem Tempo. Coach Steirer vergab für die Schießleistung die Höchstnote: „Das war sehr, sehr gut.“ Läuferisch sah’s anders aus: „Das war bestimmt nicht das, was Laura kann.“ Dahlmeier bilanzierte: „Ich bin ein bisserl stolz darauf, dass ich mit zwei Nullern vom Schießstand weggegangen bin. Das nehme ich als Positives aus diesem Rennen mit.“

Andererseits machte die Garmisch-Partenkirchnerin keinen Hehl daraus, dass ihr zweites Wettkampf-Comeback dieses Winters einiges an Überwindung gekostet hat: „Ich habe mich selten so brutal plagen müssen.“ Steirer setzt nun auf den weiteren Formaufbau: „Laura hatte in letzter Zeit sehr wenige Wettkämpfe. Vielleicht hilft ihr das Rennen, dass sie wieder in den Rhythmus reinfindet.“ In Ruhpolding wird Dahlmeier voraussichtlich noch in der Staffel (Samstag) und im Massenstart (Sonntag) in die Loipe gehen. Doch vor allem freue sie sich auf heute, sagte sie: „Da haben wir frei, das wird mir sehr gut tun.“

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