Sinsheim – „Auf Wiedersehen“, sangen die Gäste, aber das war natürlich nicht als netter Abschiedsgruß gedacht. In den Worten der Münchner Fans schwang eine ordentliche Portion Häme mit, sowie die Gewissheit, sich eine kleine Respektlosigkeit wieder erlauben zu können. Ihre Mannschaft, der FC Bayern, hatte sie zwischenzeitlich zwar etwas zittern lassen, aber letztlich war es eine eindrucksvolle Vorstellung, mit der sie am Freitagabend die Rückrunde eröffneten. 3:1 siegten sie dank zweier Tore von Leon Goretzka vor der Pause und eines späten Treffers durch Robert Lewandowski. Dazwischen war es enger, als ihnen nach einer exzellenten ersten Halbzeit lieb sein konnte, doch im Gefühl des Sieges war das den Bayern und ihrem Anhang herzlich egal. Der Auftakt ist gelungen, die Form stimmt, nun muss Dortmund erst mal nachziehen.
Jerome Boateng sah nicht gerade glücklich aus, als ihn die Kameras beim Aufwärmen vor dem Spiel einfingen. Und das lag weder an der empfindlichen Kälte im Stadion noch an dem Schal, den sich der Abwehrspieler bis auf Nasenhöhe gezogen hatte. Über viele Spieler und den Verlust ihrer Stammplätze ist debattiert worden, aber Boateng kam dabei zuletzt nur am Rande vor. Den Rückrundenstart aber erlebte der Weltmeister auf der Bank.
Erste Wahl war Mats Hummels – und überraschend mit Javi Martinez auch einer, der von der Startelf noch weiter entfernt schien. Gegen eine Hoffenheimer Mannschaft aber, die enorm offensiv aufgestellt war, hatte Niko Kovac das Bedürfnis, die Passwege im Mittelfeld kompromisslos zuzustellen. Und Kompromisslosigkeit war schon immer Martinez’ Stärke.
Manchmal schreibt der Fußball besonders schöne Geschichte, und nach 28 Minuten hätte es fast ein Rührstück gegeben. Aber eben nur fast. Martinez lenkte den Ball mit der Hacke vor das TSG-Tor, wo aber Hummels den Ball aus kürzester Distanz nicht über die Linie stochern konnte, obwohl in der Hoffenheimer Abwehr ein Durcheinander herrschte wie auf einem Wimmelbild. Kramaric stellte sich in den Weg.
Das war die beste von vielen guten Chancen der ersten halben Stunde. Mal beförderte Lewandowski die Kugel volley am Ziel vorbei (10.), dann scheiterte Müller im Liegen in echter Müller-Manier (19.), und auch Goretzka war mit einem Flachschuss der Führung nah (29.). Lange hadern musste der frühere Schalker aber nicht.
Noch ehe es in die Kabine ging, konnte sich Goretzka zweimal feiern lassen. Zunächst vollendete er im zweiten Versuch einen Angriffszug, bei dem Lewandowski per Kopfball zuvor an Baumann gescheitert war (34.). Dann, als die Gastgeber zum ersten Mal so etwas wie ernsthafte Offensivversuche unternahmen, ernüchterte sie der Mittelfeldmann, indem er ein Zuspiel von Alaba mit der Fußspitze ins Netz lenkte (45. + 1). Ausgangspunkt dieses blitzsauberen Konters war eine TSG-Ecke gewesen.
Es war eine Demonstration Münchner Dominanz, nicht nur wegen der klaren Führung. Auch das Geschick, mit dem die Bayern die Angriffslust der Gastgeber im Keim erstickten, war eindrucksvoll anzusehen. Schwer angeschlagen schlichen die Hoffenheimer in die Kabine, aber besiegt waren sie keineswegs.
Sie hatten ja noch gar nicht richtig hineingefunden in diese Partie. Das holten sie in Halbzeit zwei zügig nach, und schon wurde es ungemütlicher für den Rekordmeister. Bittencourts Schuss war für Neuer noch eine leichte Übung (48.), aber die Fußabwehr gegen Joelinton (53.) war schon anspruchsvoller, und als Demirbay den Nachschuss auch noch über die Latte donnerte, hatten die Bayern sogar eine Menge Glück.
In Sicherheit waren sie noch nicht, und wie zum Beweis fiel bald der Anschlusstreffer. Die Begleitumstände irritierten allerdings. Wie so häufig in der Vorrunde war es ein Konter, den sich die Bayern einfingen. Nach einem eigenen Eckball wurden sie urplötzlich überlaufen, über Bittencourt landete der Ball bei Schulz, der mit links genau ins lange Eck traf (59.).
Es wurde noch eine lange halbe Stunde für die Gäste, aber zu ihrem Glück war Manuel Neuer auf dem Posten. Die beste Chance der Gastgeber, einen Kopfball des eingewechselten Szalai, entschärfte er reaktionsschnell (83.). Und bald darauf war das Spiel entscheiden. James bediente Müller, der legte sofort weiter auf Lewandowski, der mühelos vollendete (87.). Die Jagd ist eröffnet.