Start der Fußball-Rückrunde

Deutsche Wertarbeit

von Redaktion

ANDREAS WERNER

Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben, hat Albert Einstein mal gesagt. Nachweislich ein kluger Mann und zitierfähig, doch der normale Mensch liebt auch den Rückblick, und so ist unter anderem zu erklären, warum sich im Internet derzeit prominente und unbekannte Nutzer geballt in einem Zehnjahresvergleich gefallen: Was war 2009, was ist jetzt? In der Fußball-Bundesliga wurde im Sommer 2009 zum Beispiel der VfL Wolfsburg Meister. Bis heute ein Kuriosum. Die Absteiger hießen Arminia Bielefeld, Karlsruher SC und Energie Cottbus – Namen, die einem vor Augen führen, wie lange das alles her ist.

Und wie geht es diesmal aus?

Es ist in jedem Fall schon mal eine feine Sache, dass sich die Frage, wer im Mai 2019 als Deutscher Meister gefeiert wird, im Januar 2019 überhaupt stellt. Ein Kuriosum wie vor zehn Jahren wird zwar niemand erwarten, die Entscheidung dürfte zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern fallen, aber es ist immerhin ein Fortschritt, dass es endlich wieder einmal spannend zugeht, wenn die Rückrunde startet. Oder ist es ein Rückschritt?

Denn wie es um die deutsche Wertarbeit steht, muss sich erst noch zeigen. Die Nationalmannschaft hat ein noch heute arg verstörendes 2018 hingelegt, und die Bundesliga konnte sich zwar wieder fangen, nachdem auch sie im internationalen Vergleich abzureißen begann – aber wo der deutsche Fußball aktuell einzuordnen ist, lässt sich dennoch nicht zweifelsfrei sagen.

Nur vier der besten 20 Torjäger der Bundesliga könnten zum Beispiel auch für die DFB-Auswahl von Joachim Löw auflaufen. Die Helden, die zuletzt die Schlagzeilen bestimmten, waren der Serbe Luka Jovic, der Brite Jadon Sancho und der Spanier Paco Alcacer. Sicher, es gibt auch Marco Reus, Joshua Kimmich, Serge Gnabry – aber gleichzeitig manifestiert sich die Tendenz, dass die Bundesligisten ihre Schlüsselfiguren eher aus dem Ausland beziehen. Diese wirken spritziger, hungriger, und ja, obwohl das ein umstrittener Begriff ist, auch: moderner.

Die Bundesliga wird in den kommenden Monaten ein spannendes Spektakel bieten, sicher interessanter als in den Vorjahren. Der wahre Auftrag jedoch reicht weiter: Perspektivisch arbeiten. Auch in zehn Jahren sollte man sich noch sehen lassen können, wenn mal jemand einen Vergleich zwischen 2019 und 2029 anstellt. Sonst ist alles, um es mit Albert Einstein zu sagen: relativ.

andreas.werner@ovb.net

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