München – Die letzte Ansage hätte sich der Hallensprecher auch getrost sparen können. Es war offensichtlich, dass die Olympiahalle auch bei diesem stimmungsvollen finalen Showdown zwischen Spanien und Kroatien (19:23) mit 12 000 Zuschauern ausverkauft war.
So oder so ähnlich hatte es an den fünf Tagen Handball-WM unter dem Zeltdach meistens ausgesehen. Der bunte Mix aus Spitzensport und dem liebevoll erdachten Rahmenprogramm kam an – mehr als 160 000 Tickets hatte der Olympiapark am Ende für seinen Teil des Ballwerfer-Spektakels abgesetzt. Viel mehr wäre nicht gegangen, die Arena war damit zu 95 Prozent ausgelastet. Olympiapark-Chefin Marion Schöne war entsprechend begeistert: „Ich bin total überwältigt“, schwärmte sie, „das hätte ich nie für möglich gehalten.“
Weil die DHB-Auswahl als Zugpferd in Berlin spielte, hatte der Park auch mit Blick auf die teilweise gähnend leeren Hallen bei der EM im Vorjahr in Kroatien sehr defensiv kalkuliert. Eine 30-prozentige Auslastung war im Budget für das Turnier verankert. Es wurde mehr als das Dreifache. Schön für das Münchner Stadtsäckel – den für das Experiment Handball-WM bewilligten Zuschuss von 500 000 Euro wird der Olympiapark bestenfalls teilweise in Anspruch nehmen.
Und der Erfolg könnte sich auch mittel- und langfristig auswirken. Für die Handball-EM 2024 ist München eine von noch sechs Bewerberstädten. Die Aussichten, es ins Quartett der Auserwählten zu bringen, dürften nicht gerade gesunken sein. „Wir rechnen uns schon Chancen aus“, sagte Marion Schöne, „vielleicht kriegen wir ja auch mal deutsche Beteiligung oder ein späteres Turnierspiel“.
In der Handball-Welt selbst wird es an Schützenhilfe nicht fehlen. Die Rückmeldungen waren überschwänglich. „Ob hier in der Halle, das Hotel, das Essen, die Organisation – es war phantastisch“, sagte Islands Trainerguru Gudmundur Gudmundsson. Dem früheren Bundesliga-Trainer hat die Woche in München Lust gemacht auf regelmäßigen Handball: „Ich wäre der glücklichste Mann der Welt, wenn hier ein FC Bayern des Handballs entstehen würde.“
Den Hausherren indes geht es natürlich um mehr. Die Macher des Olympiaparks haben sich zum Ziel gesetzt, nach Möglichkeit zumindest ein größeres Sportereignis pro Jahr zu beherbergen. Ein nächstes Großziel könnte sich schon in zwei Monaten entscheiden. Voraussichtlich im März wird entschieden, wer 2022 die European Championships ausrichten darf – jene im Vorjahr in Glasgow und Berlin erstmals erprobte Bündelung von Europameisterschaften aus sieben Disziplinen. Und München hat seinen Hut in den Ring geworfen. PATRICK REICHELT