Berlin/München – Eine Sache hatte Silvio Heinevetter dann doch noch auf dem Herzen. Und so schnappte sich der zweite Torhüter der deutschen Handballer nach dem 31:23 über Serbien das Hallenmikrophon und bedankte sich beim Berliner Anhang für die emotionalen Vorrundentage.
Für die Hauptstadt ist das Unternehmen Heim-WM nun ja Geschichte. Für das Team des Deutschen Handball Bundes (DHB) soll sie jetzt richtig Fahrt aufnehmen. Der DHB-Tross zog am Freitag per Flugzeug nach Köln weiter, wo es in den nächsten Tagen um die Tickets fürs Halbfinale geht. Die Unterstützung, da ist sich Bundestrainer Christian Prokop sicher, wird in der 19 000-Leute-Arena in der Domstadt nicht weniger werden. „Wir haben auch dort den Vorteil, dass wir einen Energieschub von den Rängen bekommen“, sagte er.
Zum Auftakt am Samstag (20.30 Uhr/ARD) wird es darauf vielleicht noch nicht unbedingt ankommen. Mit Island wartet zunächst der vermeintlich kleinste Prüfstein. Am Montag bekommt es das DHB Team dann mit Kroatien, am Mittwoch mit Europameister Spanien zu tun (beide 20.30 Uhr).
Doch was heißt schon kleiner Prüfstein – für die mit null Punkten angereisten Nordeuropäer ist die Hauptrunde zwar nur noch eine Kür. Doch mindestens den Stolperstein will das isländische Team schon geben. Und bei diesem Unternehmen sieht Trainer Gudmundur Gudmundssen seine Schützlinge benachteiligt. Denn die haben bereits am Sonntag mit dem Duell mit Frankreich den nächsten Kracher vor sich. Das Treffen mit dem Titelverteidiger ist für die Isländer dann Einsatz Nummer vier binnen von fünf Tagen. Dazwischen lag ein Reisetag. Viel mehr als Physiotherapie und ein paar Stunden Beine hochlegen war zur Regeneration nicht drin. „Das ist nicht fair. Und das ist gefährlich für die Gesundheit der Spieler“, wetterte Gudmundsson, „ich verstehe nicht wie man so etwas planen kann, darüber muss unbedingt geredet werden.“
Widerpart Prokop wollte sich mit solchen Gedanken natürlich nicht befassen. Der Bundestrainer hat die vergleichsweise angenehme Aufgabe, das Hochgefühl der Vorrunde mit nach Köln zu transportieren. Sein Team funktioniert, vor allem die Abwehr hat sich in den fünf Vorrundenduellen zum Prunkstück entwickelt. Dazu hat man in Uwe Gensheimer einen Kapitän in absoluter Ausnahmeform. Mit 31 Treffern war der Mann von Paris St. Germain hinter Dänemarks Superstar Mikkel Hansen der zweitbeste Schütze des Turniers. „Er nimmt das Publikum emotional mit und spielt sehr effizient“, schwärmte Prokop.
Einzige Sorge ist derzeit der Gesundheitszustand von Steffen Weinhold. Der Rückraumspieler hatte ja auch gegen Serbien wegen einer Zerrung im Adduktorenbereich passen müssen. Sollte er ausfallen, wie zu befürchten ist, dann steht in Europameister Kai Häfner allerdings schon adäquater Ersatz parat. Der Hannoveraner steht bereits seit Mitte der Woche im Kader und könnte bei Bedarf nachnominiert werden.