Olli Kahn hat mich verführt – und reingelegt. Kahn und sein Tipico. Er versprach 100 Euro Startguthaben – und rückte dann nur 25 Euro heraus.
Gut, ich hätte genauer lesen sollen. „Konto eröffnen, erste Einzahlung bis zu 100 e verdoppeln lassen.“ Schon klar: Wenn man nur 25 Euro einbezahlt, kriegt man keine 100 geschenkt. 25 plus 25 sind 50.
Ich habe versuchsweise seit dem 4. Januar ein wenig gezockt. Im Wettbüro in München und online. Um herauszufinden: Kann man mit Wissen, mit Gespür, mit kontrolliertem Tip-Verhalten was gewinnen? Als Sportjournalist ist man vielleicht im Vorteil.
Bei Tipico habe ich neun Wetten platziert. Zwei und drei Ergebnisse kombiniert. Nur Endstände. Keine Live-, keine Handicapwetten, nichts, was zu sehr in die Richtung Zufall geht. Und ich habe immer 5 Euro gesetzt.
Bilanz: Sieben der neun Wetten gingen verloren, zwei gewann ich. Die halten mich noch über Wasser, das Wettkonto steht bei 30,11 Euro.
Erfolgreich war die Eishockey-Kombi mit zwei schwedischen Partien (Växjö – Timra, Lulea – Örebro) und einer aus der zweiten österreichischen Liga (Salzburg U20 – Kitzbühel). Bei Salzburg war ich mir sicher, Lulea ist mir schon ewig ein Begriff, auf Växjö achte ich, weil dort der junge Deutsche Dominik Bokk spielt und mir ein Eishockey-Trainer von diesem Club vorschwärmte. Für 5 Euro bekam ich 14,34.
Der zweite Treffer: 10,77 für 5 Euro. Handball-WM Kroatien – Mazedonien und Argentinien – Ägypten richtig. Der ägyptische Sieg (22:20) ist trotz aussichtsreicher Quote (1,45) knapp. Von Handball habe ich wenig Ahnung. Zu den beiden WM-Partien nehme ich englischen Fußball: Manchester City – Wolverhampton, 3:0. Auf Pep Guardiola ist Verlass. Er nimmt jedes Spiel ernst.
Bei den anderen sieben Wetten geht immer was daneben. Im Eishockey verliert München daheim gegen Schwenningen und spielt gegen Salzburg in der Champions League nur unentschieden. Real Madrid versagt bei einer Quote von 1,37 gegen Real Sociedad (aber auch Andre Schürrles FC Fulham gegen Oldham Athletic). Zweimal vertraue ich dem DEL2-Team der Löwen Frankfurt, weil ich ihren Sportdirektor gut kenne und hoch schätze – doch sie liefern jeweils nicht gegen Bad Nauheim und in Bad Tölz.
Ich habe bei Tipico auf insgesamt 22 Partien gesetzt. Viermal auf die Auswärtsmannschaft, womit ich dreimal richtig lag. Bei den 18 Einser-Tipps (Heimsieg) steht es 9:9. Das ist ernüchternd.
Teil zwei des Selbstversuchs führt mich an die Terminals in den Wettannahmestellen. Bei Tipwin in der Maxvorstadt, ein winziges Ladenlokal mit zwei Räumen, in dem man von draußen selten einen Menschen sieht, räume ich mit einem DEL-Tipp ab: Mannheim schlägt Straubing, Ingolstadt besiegt Iserlohn, Nürnberg ist besser als Krefeld. Stimmt alles. 21,70 Euro für 5 Euro Einsatz. Zwei Tage später lasse ich mir den Gewinn ausbezahlen. Ich bin begeistert und denke: Was für eine Rendite!
Bei Bet3000 tippe ich wagemutiger. Wieder 5 Euro auf Eishockey, je ein Spiel aus der Liga Polens, Dänemarks, Frankreichs. Das Wagnis ist die dänische Paarung Rödovre Mighty Bulls – Herning Blue Fox, wo ein Heimsieg 2,80 zahlen würde. Ich weiß, dass Herning die Eishockey-Hauptstadt Dänemarks ist (dort war 2018 auch die WM), habe aber im Hinterkopf, dass DEL-Clubs schon einige Nordamerikaner aus Rödovre verpflichtet hatten. Nach zwei Dritteln steht es 1:4 gegen Rödovre, ich hake die Wette ab, schaue sehr viel später wieder in die Ergebnisse rein. Und: Sensation. Rödovre hat’s mit dem letzten Drittel (4:0) zum 5:4 gedreht. Es wäre interessant zu wissen, ob es in Asien vor den letzten zwanzig Minuten auffällige Wettbewegungen gab. . .
Leider vermasselt Comarch Cracovia (war mal Münchner Gegner in der Champions Hockey League) gegen Unia Osiwecim den Abend. Unentschieden nach sechzig Minuten, Einser-Tipp kaputt, ganzer Schein zum Verbrennen. 24,19 Euro hätte ich bekommen.
In einem anderen Bet3000-Büro dann noch ein Tennis-Tipp. Australian Open: Scharapowa schlägt Peterson, Halep besiegt Kenin. Ich tippe noch ein Damen-Doppel, das aber abgesagt wird. Ich bekomme 7,89 Euro für meine 5,00. Auch okay.
Offline- und Online-Wetten zusammengerechnet: 60 Euro gesetzt, 59,70 wieder reingeholt. 30 Cent im Minus.
Aber jetzt geht die Fußball-Bundesliga los; da kenne ich mich aus. Und ich habe noch die 25 Euro von Olli. GÜNTER KLEIN