München – Ingo Seibert setzte ein freundliches Zahnpastalächeln auf, als er gestern Mittag gelbe Stangen und anderes Material auf den tiefgekühlten Trainingsplatz des TSV 1860 schleppte. Der Fitness-Coach war schon als aktiver Athlet keiner, der sich geschont hat (Sportarten: Football, Bob, Leichtathletik), doch so sehr das Kraftpaket auch um gute Laune bemüht war – alle, die hinter ihm her trotteten, schienen sich deutlich schwerer zu tun mit den äußeren Gegebenheiten. Gängigstes Kleidungsstück neben Trainingskluft und Stollenschuhen: eine schwarze Gesichtsmaske, die auch die bemühteste Mimik ins Gangsterhafte verkehrte.
Irgendwie ja auch kein Wunder: Eine Woche lang hatten die Löwen frühlingshafte Temperaturen am Golf von Valencia genossen. Grimmige Minusgrade herrschten dagegen, als Sportchef Günther Gorenzel 42 Stunden nach der Rückkehr aus dem Trainingslager die Vorbereitungswoche auf Lotte einläutete. Chefcoach Daniel Bierofka war ja gleich weitergereist in den Westen der Republik. In Hennef (gestern 1 Grad) setzt er seinen Fußballlehrerkurs fort, den er zuletzt ein wenig hatte schleifen lassen. Bierofka wird von Hennef direkt zum Auftaktspiel der Restrückrunde reisen (Freitag, 19 Uhr). Stand gestern ist das Spiel in Lotte nicht gefährdet, obwohl die Löwen ja aus leidvoller Erfahrung wissen, dass der Rasen dort im Januar noch tiefer als sonst ist und noch schwer zu bespielen ist (siehe Pokal-Aus 2017).
Dass auch Adriano Grimaldi den undankbaren Trip zu den Sportfreunden mitmachen wird, gilt seit gestern als nahezu ausgeschlossen. Schon mit seiner Äußerung, den Verein verlassen zu wollen, hatte sich der Stürmer ins Abseits manövriert. Jetzt kam auch noch eine Verletzung hinzu, wie der Verein kurz vor Beginn der Nachmittagseinheit meldete. Lädiert soll das Sprunggelenk sein, ohne dass die Diagnose (wie sonst üblich) später präzisiert wurde. Zugezogen habe sich Grimaldi die Verletzung „im Training der U 21“, hieß es im Wortlaut. Die Folge sei, dass er deswegen auch nicht „an den Übungseinheiten der Profis teilnehmen“ werde.
Auf Nachfrage hielt sich Gorenzel bedeckt. „Von mir gibt’s heute keinen Satz“, sagte er und verwies auf eine für heute angesetzte Gesprächsrunde: „Da werde ich vielleicht ein paar Geschichten kommentieren.“ Man darf gespannt sein.