München – Ein bisschen Lob schadet nicht – ganz besonders nicht nach all den Hieben, die der Trainer des FC Bayern während der Hinrunde hat einstecken müssen. Der Meinung war auch Thomas Müller nach dem Rückrundenauftakt bei der TSG Hoffenheim (3:1) und brach eine Lanze für Niko Kovac. Mit Blick auf Leon Goretzkas Berufung zum Spielmacher auf der Zehn, wo der gebürtige Bochumer mit einem Doppelpack zum Matchwinner avancierte, stellte Offensivkollege fest: „Der Trainer hat das entschieden. Und wenn es funktioniert, was der Trainer macht, muss man ihn auch mal loben.“
In der Tat bewies Kovac, der den Ex-Schalker bislang überwiegend auf der Sechs eingesetzt hatte, mit seinem taktischen Kniff in Sinsheim ein goldenes Händchen – und machte damit die Position des Spielgestalters bei den Bayern zum neuen Ballungsraum. „Wir haben sogar noch mehrere Zehner“, sagte Müller mit einem schelmischem Grinsen. „Bei uns kann jeder auf der Zehn spielen, wir sind ja variabel.“
Mal ganz abgesehen von Torhüter Manuel Neuers Talent als Mittelfeldstratege steht Kovac bei der Wahl seines zukünftigen Zehners vor insgesamt vier Alternativen: Goretzka, Raumdeuter Müller, Edeltechniker Thiago und Luxusreservist James. Letzterer startete bei der Goretzka-Show im Kraichgau wie oft auch in der Hinrunde von der Bank aus, leitete nach seiner Einwechslung in der 78. Minute Robert Lewandowskis Treffer zum 3:1 ein. Müller (wich am Samstag der TSG für den verletzten Arjen Robben auf rechts aus) hat schon oft unterstrichen, dass die Position in Lewandowskis Schatten am besten zu ihm passt – und Thiago kann in der Zentrale überall spielen.
Wen also spielen lassen? „Wir haben die Qual der Wahl“, stellte auch Neuer fest. „Es sind alles Top-Spieler, die diese Position spielen können.“ Den nackten Zahlenvergleich entscheidet Müller (fünf Tore, sechs Assists) im Vergleich zu Goretzka (4/3), Thiago (1/3) und James (3/2) für sich,
Kovac selbst dürfte diesen Leistungsdaten nur wenig Aufmerksamkeit schenken. Der Cheftrainer des Rekordmeisters hat während der Hinrunde gezeigt, dass er Spieler wie Goretzka oder auch Joshua Kimmich gerne auf mehreren Positionen einsetzt und seine Elf in den meisten Fällen an die Schwächen des Gegners anpasst.
„Es ist immer auch eine Frage, wer auf den Außenpositionen spielt. Deswegen kann man auch nicht generell sagen, dass eine Lösung die richtige ist“, sagte Kapitän Neuer und weiß: „Es hängt auch ein bisschen vom Gegner ab und gegen wen man spielt. Grundsätzlich sind wir variabel und flexibel.“ Und das geht vor Einzelschicksalen – zumindest aus Sicht von Kovac.