Antholz – Für Laura Dahlmeier war ihr 20. Weltcuperfolg die vorläufige Krönung eines brutal harten Wegs zurück an die Weltspitze, fFür Vanessa Hinz Platz drei ein gefühlter Sieg. Mit dem ersten Doppel-Podium seit zwei Jahren haben die zum Teil viel kritisierten deutschen Biathletinnen sechs Wochen vor der Weltmeisterschaft in Östersund ein starkes Zeichen gesetzt. „Für mich war es etwas ganz Besonderes, überhaupt wieder im Weltcup starten zu können. Heute der Sieg ist das I-Tüpfelchen. Das ist ein unheimlich schönes Gefühl“, sagte Dahlmeier gestern nach ihrem Massenstart-Triumph in Antholz. Den tollen Abschlusstag in Südtirol komplettierte Arnd Peiffer als Massenstart-Dritter.
Für Hinz (Schliersee), die über Weihnachten und den Jahreswechsel zwei Wochen krank gewesen war und danach keine guten Ergebnisse einfuhr, hat ihr erst zweites Podium der Karriere ebenfalls einen besonderen Stellenwert. „Ich habe seit meiner Krankheit sehr gehadert. Zu wissen, dass ich vorne mitlaufen kann, bedeutet mir sehr viel“, sagte die 26-Jährige, die nach dem Rennen völlig ausgepowert war.
Vor allem für die immer im Fokus stehende Laura Dahlmeier bleibt nach dem Sieg gestern sowie ihrem zweiten Platz am Samstag in der Verfolgung (hinter der Weltcup-Gesamtführenden Dorothea Wierer aus Italien) eine Erkenntnis: Nach ihren gesundheitlichen Problemen kommt die siebenmalige Weltmeisterin mit Blick auf die WM in Östersund immer besser in Form, ihr Plan scheint aufzugehen. „Jetzt habe ich auch das nötige Selbstvertrauen für die kommenden Rennen“, sagte Dahlmeier nach ihrem ersten Erfolg seit dem Olympiasieg in der Verfolgung am 12. Februar 2018 in Pyeongchang.
Sie wird nach einer Woche Pause Training zu Hause („Ich werde jetzt erstmal die Sonne genießen, durchschnaufen.“) auch die anstrengende Reise nach Übersee in Angriff nehmen. „Der Flug ist gebucht“, sagte sie. Zumindest in Kanada wird sie dabei sein, die Rennen danach in den USA wird die Garmisch-Partenkirchnerin – Stand jetzt – aber auslassen.
Im Massenstart vor der malerischen Bergkulisse unweit des Staller Sattels ließ Dahlmeier nur im ersten Liegendschießen eine Scheibe stehen. Sofort kamen Bilder hoch vom letzten Platz von Ruhpolding, nach dem viele an ihrer Form gezweifelt hatten. „Ich dachte, mach es bitte besser als in Ruhpolding. Das brauche ich nicht noch mal“, sagte Dahlmeier, die danach aber alle 15 Schuss traf und auch taktisch clever lief. Weil die Kräfte auf der Schlussrunde nachließen, musste sie „kämpfen und beißen. Aber ich wollte mich auf keinen Fall mehr einholen lassen“, sagte die zierliche Bayerin, die am Ende 13,1 Sekunden Vorsprung vor Sprintsiegerin Marketa Davidova hatte.
Für Hinz war neben dem persönlichen Erfolg, der der sensiblen Skijägerin wieder Auftrieb geben dürfte, das mannschaftlich starke Ergebnis mit Karolin Horchler auf Platz acht und Denise Herrmann auf Rang 13 wichtig. „Wir mussten uns immer anhören, dass wir ohne Laura keine Chance haben. Aber wir haben immer gewusst, dass wir vorne mitspielen können. Wichtig ist, dass wir weiter an uns glauben und vielleicht nicht so viel von außen mitkriegen“, sagte Hinz.
Von den deutschen Männern, die auf den fünfmaligen Antholzsieger Simon Schempp (Trainingsphase) verzichten mussten, hinterließ nur Peiffer einen starken Eindruck. Er musste sich nach einer perfekten Schießleistung nur dem Franzosen Quentin Fillon Maillet und Johannes Thingnes Bö aus Norwegen beugen. „Ich freue mich über die 100 Prozent beim Schießen. Johannes hätte ich auf der Schlussrunde noch gerne in Schach gehalten, aber er war zu stark“, sagte der Sprint-Olympiasieger.