Neureuther: Mit Experimentieren im Aufwärtstrend

von Redaktion

Kitzbühel – Im Zielraum hatte Ehefrau Miriam alle Hände voll zu tun, Töchterchen Matilda die Zeit zu vertreiben. Im Schnee wälzen durfte sich die Kleine irgendwann nicht mehr, aber auf dem Arm darauf zu warten, bis der Papa endlich von diesem Berg herunterkam, fand sie offenbar ganz schön langweilig. Dabei beeilte sich Felix Neureuther wirklich, schnell im Ziel zu sein, allerdings war dafür die Familie nicht die Hauptmotivation. Es sollte beim Weltcup-Slalom am Ganslernhang in Kitzbühel endlich wieder ein wenig nach vorwärts gehen, nachdem die letzten Rennen in diesem Monat eher ein Rückschritt gewesen waren für den 34-Jährigen aus Garmisch-Partenkirchen.

Auch auf einem Hang, auf dem er 2010 und 2014 gewonnen hatte, landete Neureuther weit entfernt vom Siegerpodest, Platz elf und knapp zwei Sekunden Rückstand auf Sieger Clement Noel aus Frankreich sind eigentlich nicht sein Anspruch, trotz einer schwierigen Comeback-Saison mit ein paar gesundheitlichen Problemen. Aber das Ergebnis, sagt er, „ist für mich zweitrangig. Es gehe ums Skifahren, „und das war im zweiten Durchgang solide und absolut ein Schritt in die richtige Richtung“. Der Auftritt in Kitzbühel hat ihn zuversichtlich gestimmt, dass er sein Ziel, beim WM-Slalom in Are Mitte Februar in Höchstform zu sein, schaffen kann. „Es wird knapp, aber es geht sich, glaube ich, aus“, sagte er.

Eine Woche zuvor in Wengen war die Gemütslage von Neureuther noch eine ganz andere gewesen. Ratlos wirkte er, verunsichert, weil ihm das Gefühl für den schnellen Schwung, fürs Material und für die Piste abhandengekommen war. Neureuther schien sich nach seinem Comeback im Dezember von Rennen zu Rennen weiter zu entfernen von der Weltelite, erkannte die Gründe wie Trainingsrückstand und fehlende Zeit für Materialtests, aber sah keinen Ausweg. Für Cheftrainer Mathias Berthold war es zum Teil auch Kopfsache. „Er hat ein bisschen gebraucht, um seine Situation zu akzeptieren.“ Früher, vor seinem Kreuzbandriss, hatte sein Rückenleiden auch immer wieder hohe Trainingsumfänge verhindert, aber dank seines Talents konnte er dennoch mithalten mit den Besten. Aber in einem schon etwas reiferen Skialter wird die Fitness immer wichtiger. „Mit 34“, sagt Berthold, „wirst nicht schneller vom Nichtstun, also wenn du zum Nichtstun verdammt bis, wie es bei Felix der Fall war.“

Seit vergangener Woche kann Neureuther kontinuierlich trainieren – und an der optimalen Materialabstimmung feilen. „Es ist alles ein bisschen ein kleines Experimentieren“, gibt er zu. Er findet, es habe in Kitzbühel „gut funktioniert“, Berthold hingegen gefiel noch nicht alles, was sein Vorfahrer gezeigt hat. Im ersten Durchgang fehle ihm am Start „noch ein bisschen die Energie“, dann stimme die Position über dem Ski nicht ganz und Neureuther unterliefen Fehler wie jener im Mittelteil, der ihm ein paar Zehntelsekunden gekostet hatten. In den vergangenen fünf Slaloms gelang ihm stets der zweite Lauf besser als der erste, aber der war in Kitzbühel auch nicht so schlecht wie die in den Rennen. Es geht wieder aufwärts.  es

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