„Da stirbt schon irgendetwas vom Davis-Cup-Charakter“

von Redaktion

TENNIS Vor dem Auftaktakt gegen Außenseiter Ungarn ist die Kritik am reformierten Modus noch nicht verstummt

Frankfurt/Main – Der Ärger über die Davis-Cup-Reform soll die deutschen Tennis-Herren um Alexander Zverev auf dem angestrebten Weg in die Finalwoche nicht aus der Ruhe bringen. „Da stirbt schon irgendetwas vom Davis-Cup-Charakter“, sagte Deutschlands Nummer zwei Philipp Kohlschreiber gestern in Frankfurt zum neuen Format: „Ich glaube, dass der neue Modus für uns alle gewöhnungsbedürftig ist.“

Vom Erfolg abhalten soll der neue Modus die deutsche Auswahl nicht: An diesem Freitag und Samstag tritt sie in der Mainmetropole gegen den krassen Außenseiter Ungarn an. Alles andere als ein problemloses Erreichen der Finalwoche wäre für die deutsche Topbesetzung eine Blamage.

Anders als Zverev wäre Kohlschreiber bereit, vom 18. bis 24. November in Madrid anzutreten, wo es dann für 24 Mannschaften um den Titel des traditionsreichen Wettbewerbs geht. „Ich würde es mir anschauen. Ich will einigermaßen neutral dem Ganzen gegenüberstehen. Vielleicht wird es auch ein super-tolles Event“, sagte der 35-Jährige. „Wir sind uns auch im Klaren, dass der Termin komisch ist. Da ist eigentlich für jeden Urlaub angesagt.“ Der Weltranglisten-Dritte Zverev hatte mehrfach bekräftigt, dass ihn die Finalwoche nicht passt, weil die Erholungszeit bis zur neuen Saison zu knapp wird. „Ich glaube, um wirklich ein Fazit zu ziehen, muss man dabei sein“, sagte Teamkapitän Michael Kohlmann.

Im vergangenen August war beschlossen worden, das System mit vier übers Jahr verteilten Runden und Heim- und Auswärtsspielen – abgesehen von der ersten Runde – abzuschaffen. Die Investmentfirma Kosmos um den spanischen Fußballer Gerard Piqué hatte für 25 Jahre drei Milliarden Dollar für den Wettbewerb garantiert. Der Deutsche Tennis Bund hatte sich klar gegen die Reform positioniert.

Deutliche Kritik äußerte gestern Australiens Davis-Cup-Teamchef Lleyton Hewitt. Das neue Format sei „lächerlich“, schimpfte der frühere Weltranglisten-Erste. Jetzt habe ein spanischer Fußballer das Sagen, „was so ist, als würde ich Dinge bei der Champions League verändern wollen. Er weiß nichts über Tennis“.

Für die Partie in der Frankfurter Arena kann Kohlmann seine stärkste Formation aufbieten. Neben Zverev und Kohlschreiber hat er Jan-Lennard Struff, Peter Gojowczyk und Tim Pütz nominiert. Dem ungarischen Außenseiter fehlt sein einziger Profi unter den Top 50 der Welt, Marton Fucsovics. Der Weltranglisten-371. Zsombor Piros ist für die Einzel Ungarns Nr. 1. „Ich bin da ganz ehrlich, ich kenne, glaube ich, gar keinen“, räumte Kohlschreiber ein.  dpa

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