Streng genommen ist sie bis heute Vormittag ja noch ein Geheimnis. Aber natürlich hat es längst die Runde gemacht, welche Personalie die Rhein-Neckar Löwen da verkünden wollen. Ja, Uwe Gensheimer kehrt heim, der Mannheimer Junge kommt im Sommer nach drei Jahren bei Paris St. Germain zu seinen Wurzeln zurück.
Noch vor wenigen Wochen wäre dieser Seitenwechsel wohl ein Fall für die Nachrichtenspalten gewesen. Drei Tage nach dem schmerzlichen Ende der Weltmeisterschaft im eigenen Land sieht die Sache nun ganz anders aus. Gensheimer war das deutsche Gesicht dieses so rauschhaft verlaufenen Turniers. Zwei Wochen lang schaute die Republik zu dem unermüdlichen Kapitän, Antreiber und Tore-Hamster mit der schwer fassbaren Wurftechnik auf. Binnen Kurzem wurde der 32-Jährige vom Star des deutschen Handballs zum Star des deutschen Sports.
Dass gerade Gensheimer nun wieder den Weg in die Heimat findet, ist zunächst gut für die Rhein-Neckar Löwen, die eine Identifikationsfigur und gleichzeitig auch den Schlüsselspieler ihres ersten Meisterjahres 2016 zurückbekommen. Doch die Rückkehr des großen WM-Helden ist auch ein starkes Signal für die sportlich unter Druck geratene Bundesliga.
Immerhin war gerade Gensheimer symbolisch für die Bewegung in die andere Richtung gestanden. Für Handball-Stars, die ins Ausland flüchteten, weil Aufwand und Ertrag andernorts längst in einem weit günstigeren Verhältnis stehen als in der deutschen Eliteklasse. Die sportlichen Folgen hat die einstmals beste Liga der Welt schon zu spüren bekommen. Seit dem THW Kiel in der Saison 2015/16 war die Bundesliga im Final-4-Turnier der Champions League nicht mehr vertreten.
Dass Gensheimer wieder in der Bundesliga Tore wirft, auch wenn sein Fall viel mit Heimatverbundenheit zu tun hat, könnte durchaus der Anfang einer neuen Entwicklung sein. Denn Stars wie der smarte Linksaußen bescheren einem Club wie den Rhein-Neckar Löwen nicht nur Aufmerksamkeit. Sie können auch gute Argumente beim Werben um weitere Topspieler sein. Oder wenigstens für deren Verbleib. Anders eben als bei Andreas Wolff. Der deutsche WM-Schlussmann zieht nach dieser Saison vom Rekordmeister THW Kiel zum polnischen Spitzenclub Vive Kielce.
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