„Da krieg’ ich immer noch Gänsehaut“

von Redaktion

Nico Karger über sein Schnee-Tor in Lotte, ein Jahrzehnt bei 1860 und Aufstiegsemotionen

München – Nico Karger und sein Gespür für Schnee. Beim Spiel in Lotte spekulierte der Außenstürmer des TSV 1860 auf einen Rückpass, schnappte sich die in den Flocken steckengebliebene Kugel und schob zur frühen Führung ein (Endstand 1:1). Gegen Osnabrück wird Karger, der heute 26 Jahre alt wird, ohne Schnee auskommen müssen. „Starker Gegner, schweres Spiel“, sagt er im Interview.

Herr Karger, viel besser hätte Ihr persönliches Fußball-Jahr nicht beginnen können . . .

Naja, es war brutal schwer auf dem Schneeplatz in Lotte. Ich habe auf den Ball spekuliert vor dem Tor, leider haben wir nur einen Punkt mitgenommen.

Jetzt kommt Spitzenreiter Osnabrück. An das 2:2 im Hinspiel dürften Sie nicht die allerbesten Erinnerungen haben.

Ja, wir waren 2:0 vorn bis eine Viertelstunde vor Schluss. Beim Stand von 2:1 hab ich mich bei einer Konterchance leider falsch entschieden. Anstatt Richtung Eckfahne zu laufen und Zeit von der Uhr zu nehmen, hab ich einen Pass zu Efkan (Bekiroglu) versucht, der abgefangen wurde. Da hätte ich cleverer sein müssen. In der Nachspielzeit haben wir dann per Freistoß das 2:2 gefangen.

Was erwarten Sie vom Spiel am Samstag?

Osnabrück ist souveräner Tabellenführer, das sagt schon einiges aus in der Liga. Sie können den Ball laufen lassen, haben schnelle Außenverteidiger. Es wird ein schweres Spiel für uns.

Wie fällt Ihre bisherige Saisonbilanz aus?

Ich hatte viele Formschwankungen drin. Aber jetzt in der Vorbereitung hab ich mich sehr gut gefühlt, auch in Lotte war’s okay.

Haben Sie noch Herzbeschwerden?

Nein, und auch bei den Ärzten gibt es da keine Bedenken. Meine Langzeit-EKGs haben gezeigt, dass ich nachts im Schlaf kleine Aussetzer drin habe, aber unter Belastung ist alles normal.

Daniel Bierofka hält große Stücke auf Sie, hat Ihnen auch in den Durststrecken sein Vertrauen geschenkt. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zum Trainer beschreiben?

Es ist schon was Besonderes. Wir kennen uns ja ein paar Jahre und wissen wie der andere tickt. Biero redet viel mit mir, gibt mir Selbstvertrauen. Ich bin meistens der Letzte, der aus der Kabine ins Stadion läuft, da gibt er mir immer noch ein paar Worte mit.

Können Sie die verrat en?

Klar. „Gas geben, Abschlüsse suchen!“ Mir hilft das, wenn ich auf den Platz geh.

Sie sind jetzt seit zehn Jahren bei 1860. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Also der Anfang war schon schwer, mit 15 Jahren ins Nachwuchs-Internat, 300 Kilometer weg von daheim. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich als Junge vom Land (Karger kommt aus Kronach in Oberfranken) in München eingelebt hatte. Inzwischen fühle ich mich hier heimischer als in Kronach (lacht).

Ihre schönsten Momente?

Ganz klar die Monate bis zum Aufstieg. Ich schau mir heute noch mindestens einmal im Monat die Highlights des Saarbrücken-Rückspiels auf Youtube an. Wie Aaron (Berzel) den Ball noch mal nach vorne schlägt und der Schiri endlich abpfeift. Da krieg ich immer noch Gänsehaut. Danach hab ich’s ordentlich krachen lassen.

Was lassen die Löwen in der Rückrunde noch krachen?

Dieses Jahr geht’s darum, dass wir der Liga erhalten bleiben. Und nächste Saison hoffe ich, dass wir den Sprung nach oben schaffen.

Interview: Uli Kellner und Ludwig Krammer

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