München – Es gibt sie eben auch in der Königsklasse, diese Basketball-Abende, die noch ein gutes Stück königlicher sind als andere. „Topspiel der Woche“ nennt die Euroleague solche Gelegenheiten. Von Brasilien bis Bangladesch, von Mexiko bis China – mehr als hundert Länder schauen dann zu. Es knistert merklich auf dem Parkett.
Gestern hatten die Basketballer des FC Bayern mal wieder den Zuschlag. Das ist natürlich auch als Bestätigung für die Münchner Saison zu sehen. Vor allem aber hatte es mit den Gästen zu tun. Fenerbahce Istanbul schaute vorbei, Europas derzeitige Nummer eins. Und damit die Kategorie Team, zu der die Bayern in absehbarer Zeit auch selbst zählen wollen.
Und auch dieser Abend in einem brechend vollen Audi Dome zeigte: Das ist längst keine Utopie mehr. In einem unfassbaren Basketballkrimi über zwei Verlängerungen rangen die Bayern das Starensemble vom Bosporus mit 90:86 (66:66, 29:34) nieder. Und feierten damit den ersten Coup gegen einen der ganz großen der Euroleague.
Dabei zeigte sich schnell, wie sich Radonjic die Sache so vorstellte. „Wir müssen defensiv und offensiv unser bestes Spiel machen“, hatte er im Vorfeld gesagt. Das gelang vor allem in der Defensive. Die Bayern machten die Passwege dicht, blockten Wurfversuche weg. Kicker-Coach Niko Kovac gefiel es, der Kroate versöhnte sich für den kühlen Empfang bei seinem ersten Besuch im Herbst. Istanbuls Trainerstar Zeljko Obradovic gefiel es eher weniger, sein Teint näherte sich gefährlich den Münchner Klubfarben an.
Alleine: Die Bayern verpassten es immer wieder, vorne noch mehr Kapital aus dem bärenstarken Auftritt zu schlagen. Die Münchner ließen in Auswärtsatmosphäre – der Audi Dome leuchtete ziemlich kräftig in blau-gelb) – doch die ein oder andere gute Wurfgelegenheiten liegen. Anders als Istanbuls Zauberzwerg Ali Muhammed (18 Punkte), der über manch einen seiner vier Dreier selbst gerätselt haben dürfte. Trotzdem: Schon zur Pause war für die Münchner mehr drin als ein 29:34.
Aber die Bayern holten auch ohne den kranken Maodo Lo die Sache ja nach dem Wechsel nach. In einer Phase, in der es danach roch, als würde Fenerbahce das Kommando übernehmen, zeigte vor allem Derrick Williams (14 Punkte), dass er auch den derzeit heißesten Totelfavoriten aufzumischen vermag. Der NBA-Import tat das, was er am liebsten tut: er dunkte. Und Williams passte. Einmal übers ganze Feld auf den davonwetzenden Nihad Djedovic – Kategorie sehenswert.
Und so bogen beide Teams in einem begeisternden Euroleague-Kracher im Gleichschritt auf die Zielgerade ein. Auf der die Bayern alle Trümpfe in der Hand hatten. Doch Kostas Sloukas rettete den Favoriten drei Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung.
Es bedurfte sogar deren zwei um eine Entscheidung zu erzwingen. Und sie fiel für die Bayern, die im entscheidenden das Wurfglück auf ihrer Seite hatten.