Im Ausland gereift

von Redaktion

In Unterhaching wird Markus Schwabl schon lange nicht mehr nur auf seinen Namen reduziert

VON CHRISTOPHER MELTZER

Unterhaching – Am Dienstag hat sich auf dem Gelände der SpVgg Unterhaching plötzlich die Nachricht verbreitet, dass es in Rostock schneit. Das hat auch Markus Schwabl gehört, der Profifußballer. Bestimmt nur ein Scherz, dachte er sich, fing irgendwann aber doch an zu zweifeln. „Ich weiß nicht, ob das ernst gemeint war“, sagte er. „Ich hoffe, nicht.“

Am Freitag hat der Wetterbericht dann verraten: Es war wohl doch nur ein Scherz. In Rostock, so die Vorhersagen, fällt an diesem Samstag kein Schnee, höchstens Regen. Es deutete also alles darauf hin, dass Schwabl und die Hachinger ihr Drittligajahr an diesem Samstag (14 Uhr) endlich eröffnen dürfen. Zweimal schon hat sie der Schnee überfallen. Zuerst in Aalen, dann im eigenen Sportpark gegen Cottbus. Ein bisschen blöd sei das natürlich schon, findet Schwabl, aber er kennt das ja. „In Haching“, sagt er, „konnte ich im Januar noch nie auf Rasen trainieren.“

Am Mittwoch, drei Tage vor dem Spiel im fernen Rostock, sitzt Schwabl, 28, mit einer Wollmütze auf dem Kopf im Hachinger Wirtshaus. Wer aus dem Fenster schaut, blickt hinein in den Sportpark. Hier hat Schwabl schon viele Winter verbracht. Erst als kleiner Bub, der 2001 vom TuS Holzkirchen zur Spielvereinigung wechselte, später als vielversprechender Jugendspieler, irgendwann dann auch als Profi. Im Sportpark hat er gefunden, was im modernen Sport selten vorkommt: einen Ort, an dem er sich wohlfühlt, den er Zuhause nennt; einen Verein, den er zwar später zweimal verlassen (2013 zum TSV 1860, 2015 zum VfR Aalen), jedoch nie vergessen hat. Zur besonderen Beziehung zwischen der SpVgg Unterhaching und Markus Schwabl gehört aber, dass er eigentlich nicht mehr zurückkommen wollte – und seit sieben Monaten doch wieder da ist.

Diese Episode scheint ziemlich widersprüchlich, sie lässt sich mit gewöhnlichen Branchenregeln auch nicht erklären. Nicht mit Geld, nicht mit Karriereaussichten, sondern nur mit dem Nachnamen. Als Schwabl zum VfR Aalen und dann zum englischen Drittligisten Fleetwood Town wechselte, versuchte er sich auch abzugrenzen von seinem Vater, Manni Schwabl, dem einflussreichen Präsidenten der SpVgg Unterhaching. Er wollte als Fußballer nicht stets beruflich mit ihm verbandelt sein. Irgendwann aber hat ihn Claus Schromm, der Cheftrainer in Unterhaching, angerufen, um sich vorsichtig zu erkunden, was Schwabl in Zukunft so vorhat. Sie telefonierten schließlich viermal, dann sagte Schwabl zu – weil ihn der Trainer unbedingt wollte, nicht nur der Vater.

Es hat sich in Unterhaching nun sehr viel verändert, seit Schwabl den Verein vor dreieinhalb Jahren verlassen hat. Die Ausgliederung der Profiabteilung, das Stadion, sogar die Parkplätze. Natürlich auch die Profimannschaft, die schon in dieser Saison um den Aufstieg mitspielen will, jedoch nicht aufsteigen muss, weil fast alle Leistungsträger, auch Schwabl, sich langfristig gebunden haben. Nur der Trainer heißt immer noch Claus Schromm. In seinem dritten Anlauf in Unterhachings Profiteam arbeitet Schwabl zum dritten Mal mit Schromm, 49, zusammen, einem trickreichen Offensivdenker, der häufig übersehen wird, wenn der Hachinger Erfolg analysiert wird. Der Trainer sei einfach ein „überragender Typ“, findet Schwabl, einer „mit Fingerspitzengefühl für Spieler“.

In den dreieinhalb Jahren hat sich jedoch auch Markus Schwabl verändert. Man muss nur den Trainer fragen. „Er ist erwachsen geworden“, findet Schromm, „das Ausland hat ihn geschärft.“ Anders als früher übernehme mehr Verantwortung auf dem Platz. „Da hat er sich noch sehr auf sich fokussiert, auf seine Performance.“

Es passt einfach zwischen Spieler und Trainer – was die beiden im Sommer natürlich schon geahnt haben. Markus Schwabl hat die Chance gesehen, sich als Fußballer unter Schromm noch weiterzuentwickeln. Und Schromm hat die Chance gesehen, mit dem Rechtsverteidiger Schwabl eine der wenigen Problempositionen in seinem Kader zu besetzen. Wo das hinführt, wird man sehen. Nur so viel steht fest: Der Schnee wird sie nicht für immer aufhalten können.

Artikel 1 von 11