In der Kälte fehlt die Präzision

von Redaktion

Bei grenzwertigen Bedingungen holt die Biathlon-Staffel Platz vier

Canmore – Ohne drei Leistungsträger haben die deutschen Biathleten bei der WM-Generalprobe mit der Staffel im kanadischen Canmore den vierten Platz belegt. In der Besetzung Roman Rees, Erik Lesser, Philipp Nawrath und Johannes Kühn leistete sich das Quartett am Freitag insgesamt drei Strafrunden und zwölf Nachlader. Nach 4 x 7,5 Kilometern hatte das Team des Deutschen Skiverbandes aufgrund von schwachen Schießleistungen bei eisiger Kälte von minus 18 Grad 2:48,6 Minuten Rückstand auf Sieger Norwegen. Platz zwei sicherte sich Frankreich vor Russland. Deutschland lag eine Minute hinter Olympiasieger Russland.

Startläufer Rees brauchte insgesamt drei Nachlader und übergab mit einer guten Minute Rückstand auf Position zwölf an Ex-Weltmeister Lesser. Dabei konnte man schon froh sein, überhaupt ins Rennen gehen zu dürfen. Bis 10 Minuten vor dem Start hatte die Jury des Weltverbandes IBU noch beraten, ob überhaupt gestartet werden kann. Nachdem das Thermometer in dieser Woche unweit von Calgary schon 37 Grad unter Null angezeigt hatte, waren es am Freitagmittag (Ortszeit) rund minus 18. Bei zwei Grad weniger, da ist das Regelwerk unerbittlich, hätte eine Absage erfolgen müssen.

„Es war wirklich brutal kalt. Ich habe das ganze Rennen meinen linken Daumen nicht gefühlt. Das ist an der Grenze“, sagte Rees entsprechend gezeichnet. Dick eingepackt, teilweise mit Pflastern im Gesicht, entwickelte sich für die Skijäger ein schwieriges Rennen bei Extrembedingungen. Lesser, der einen Tag zuvor mit Platz acht im Einzel die Norm für die Weltmeisterschaft erfüllt hatte, musste nach dem Stehendschießen in die Strafrunde („Peinlich, dass mir das passiert ist“) und fiel auf Rang neun zurück.

Immerhin: ein bisschen Hoffnung kam zurück. Nawrath vermied eine weitere Extrarunde und übergab als Fünfter an Schlussläufer Kühn. Der 27-Jährige traf liegend alle fünf Scheiben und war zwischenzeitlich Vierter, musste nach dem Stehendschießen aber zweimal in die Strafrunde und fiel noch weit zurück.

Eigentlich wäre das eine Situation für Arnd Peiffer gewesen. Doch der fehlte, der Sprint-Olympiasieger ist erkrankt. Der Harzer fliegt am Sonntag zurück in die Heimat und wird in der kommenden Woche in Soldier Hollow/USA nicht dabei sein. Simon Schempp, Weltmeister im Massenstart, konnte es sowieso nicht richten. Der Wahl-Ruhpoldinger ist gar nicht erst mit nach Nordamerika gereist, Benedikt Doll derweil noch nicht wieder richtig fit.

Zum Abschluss sind in Canmore noch zwei Sprints geplant. Ursprünglich sollte es Massenstarts geben, doch die Kälte zwang die Organisatoren, kürzere Rennen anzusetzen und diese von Sonntag auf Samstag vorzuziehen. Der Grund ist kein verheißungsvoller: Die Temperaturen in der kanadischen Provinz sollen noch einmal weiter sinken, bei weniger als 20 Grad unter Null wird nicht gestartet.

Der Weltverband IBU kündigte an, er werde die „Situation beobachten, um die Gesundheit der Athleten nicht zu gefährden“. Sollte es zu Absagen kommen, könnten die Wettbewerbe theoretisch noch am Sonntag durchgeführt werden.  dpa

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