Passarelli kommt mit blauem Auge davon

von Redaktion

Der deutsche Ringer-Olympiasieger wird zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt

VON ALEXANDER SARTER

Frankenthal – Pasquale Passarellis Blick ging ins Leere, mit seiner linken Hand spielte er am Ärmel seines Nadelstreifenanzugs. Als der Ringer-Olympiasieger von 1984 am Freitag zu 18 Monaten auf Bewährung wegen Beihilfe zum Drogenhandel verurteilt wurde, waren kaum weitere Regungen bei dem 61-Jährigen zu erkennen. 50 Minuten lang musste sich Passarelli die Urteilsbegründung von Richter Karsten Sauermilch anhören – dann verließ er als freier Mann den Sitzungssaal 20 des Landgerichts im pfälzischen Frankenthal.

Dabei will es Passarelli, der sich selbst nicht äußerte, dennoch nicht bewenden lassen. Sein Anwalt Roman Schweitzer kündigte an, innerhalb der Frist von einer Woche Rechtsmittel einzulegen. „Wir sind nicht zufrieden. Wir haben einen Freispruch gefordert. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir das Urteil in einer Revision überprüfen lassen werden“, sagte der Verteidiger: „Ich habe das Gefühl, dass es eine Konzessionsentscheidung ist. Herr Passarelli fühlt sich nicht als jemand, der Beihilfe geleistet hat.“

Schweitzer ließ allerdings durchblicken, dass die Einlegung der Rechtsmittel erst einmal nur deshalb erfolgen wird, um die Frist zu wahren. Ob Passarelli den Fall wirklich noch einmal aufrollen lassen will, bleibt offen. „Letzten Endes ist es seine Entscheidung“, äußerte Schweitzer: „Wenn man auf freiem Fuß ist, kann es natürlich auch sein, dass man das Ganze hinter sich lassen möchte.“

Staatsanwältin Gabriele Werner hatte vier Jahre und acht Monate Haft für Passarelli gefordert. Sie will sich „noch sehr gut überlegen“, ob sie in Revision geht. Werner hätte mehr Grund dafür als Schweitzer. Schließlich liegt das Urteil weiter unter dem von ihr geforderten Strafmaß.

„Die Kammer ist nicht aus salomonischen Gründen einem Mittelweg gefolgt, sondern weil sie der Meinung ist, dass dies dem tatsächlichen Geschehen am nächsten kommt“, erklärte Richter Sauermilch: „Herr Passarelli war nicht der unbeteiligte Bote. Er hat einen Freundschaftsdienst geleistet. Er wusste, was er tat. Er wusste, dass mit Drogen gehandelt wird. Es war ein Fördern der Haupttat – auch wenn er sie vielleicht abgelehnt hat. Ohne sein Zutun hätte es nicht geklappt.“

Passarelli war zusammen mit zwei weiteren Männern wegen des Anbaus, der Herstellung und des Handels mit Betäubungsmitteln als Mitglied einer Bande angeklagt. Den Tatbestand einer Bandengründung sah das Gericht aber nicht. Passarellis Komplizen wurden zu viereinhalb beziehungsweise vier Jahren Gefängnis verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte acht beziehungsweise sieben Jahre Haft gefordert.

Passarelli, früherer Welt- und Europameister im Bantamgewicht, war im April 2018 festgenommen worden. Bis Mitte Dezember saß er im pfälzischen Zweibrücken in Untersuchungshaft. Bei einem der beiden Komplizen Passarellis war im badischen Östringen eine Cannabis-Plantage mit 841 Pflanzen entdeckt worden. Laut Polizei hielt sich Passarelli an 58 von 84 observierten Tagen in dem Haus in Östringen auf.

Der im italienischen Gambatesa geborene Passarelli, der im Alter von sechs Jahren mit seiner Familie nach Ludwigshafen übersiedelte, wurde durch den Kampf um Gold in Los Angeles gegen den japanischen Weltmeister Masaki Eto berühmt. 85 Sekunden hielt der Griechisch-Römisch-Spezialist eine sogenannte „Brücke“, um so seinen Sieg über die Zeit zu retten.

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