Fast alles toll im Raumschiff Bundesliga

von Redaktion

Rekorde prägen Wirtschaftsreport der DFL – Aber: Die Zweitligisten verlieren den Anschluss

VON PATRICK REICHARDT

Frankfurt/Main – Das Raumschiff Fußball-Bundesliga hebt immer weiter ab: Mehr Umsatz, mehr Eigenkapital und mehr Jobs: Es gibt im florierenden Geschäft der höchsten deutschen Spielklasse quasi keine Kennziffer, die sich in der abgelaufenen Spielzeit 2017/2018 nicht deutlich verbessert hätte. Bis man im „Wirtschaftsreport 2019“ der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Statistik ohne „Rekord“ oder „historische Bestmarke“ findet, muss man auf Seite 16 blättern. Gesunken ist nämlich der Umsatz der 18 Zweitligisten.

Die DFL verweist zwar bei der 2. Liga auf das „positive Ergebnis“ (26,7 Millionen Euro Gewinn) und die „veränderte Zusammensetzung der Spielklasse“ (Ingolstadt und Darmstadt runter, Stuttgart und Hannover hoch). Der leichte Rückgang des Umsatzes der Zweitligisten um etwa vier Prozent aber ist ein Indiz für die immer größere Schere zwischen Bundesliga-Millionengeschäft und Zweitliga-Kampf um den Anschluss.

„Der deutsche Profifußball hat sich unverändert positiv entwickelt. Dazu tragen wesentlich die Erlöse aus den aktuellen Medienverträgen bei, die sich erstmals in den Bilanzen niederschlagen“, sagte DFL-Boss Christian Seifert. Er gestand allerdings ein, dass sich die beiden höchsten Ligen in der letzten Saison „unterschiedlich entwickelt haben“.

Das beste Beispiel dafür ist der 1. FC Nürnberg: Die Franken müssen nach vier Zweitliga-Jahren und den damit verbundenen Einbußen nun massiv fürchten, sofort nach dem Aufstieg wieder abzusteigen. In der jüngeren Vergangenheit konnten sich auch Ingolstadt, Darmstadt, Braunschweig, Paderborn und Greuther Fürth nicht lange halten, sie waren binnen zwei Jahren wieder weg.

An der Spitze des Raumschiffs mit dem Bestwert von 3,81 Milliarden Euro Umsatz in der vergangenen Spielzeit stehen Meister FC Bayern (657 Millionen Euro) und Tabellenführer Borussia Dortmund (536 Millionen Euro), die signifikant zulegen konnten und den Bundesliga-Anstieg fast alleine zu verantworten haben. Die komplette 2. Liga (608 Millionen Euro) kann demnach beim Umsatz nicht mit den Bayern mithalten, auch der BVB setzt allein schon fast soviel um wie das gesamte Unterhaus.

Karl-Heinz Rummenigge ist klarer Befürworter des Modells, das 80 Prozent der TV-Gelder für die Bundesligisten und 20 Prozent für die Zweitligisten vorsieht. „Im Ausland werden wir für dieses Modell eher bewundert als kritisiert, das ist für mich der Beweis, dass die Welt in Fußball-Deutschland in Ordnung ist“, sagte der Vorstands-Boss des FC Bayern in der „Sport Bild“.

Für wen sich diese Regelung vor allem bezahlt macht, weiß der frühere Weltklassestürmer auch. „Ich kenne keinen Bundesligisten, der in den letzten Jahren nicht schön gewachsen ist im Windschatten der TV-Vermarktung“, sagte Rummenigge, was sich anhand von Beispielen wie Mainz 05, dem FC Augsburg oder dem SC Freiburg auch belegen lässt.

Bei der Ausschreibung der Fernsehrechte ab 2021, die laut Seifert im Frühjahr 2020 vergeben werden sollen, dürften noch mehr Medien-Riesen einsteigen ins große Wettbieten um den Volkssport Fußball.

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