München – Als Niko Kovac sich gestern in den Presseraum an der Säbener Straße setzte, ahnte er natürlich bereits, was ihn erwartet. Er versuchte also, mit jeder Antwort vorsichtig gegenzusteuern – und bewusst zu unterscheiden: zwischen dem ersten und dem zweiten Spiel. Das erste Spiel, sagte Kovac irgendwann, sei wichtig für die Atmosphäre – und damit auch für das zweite Spiel. So ganz konnte er sie dann eben auch nicht trennen.
Es ist ja auch kein Geheimnis, dass dem FC Bayern zwei Fußballspiele bevorstehen, in München aber nur über eines geredet wird. Das erste Spiel findet an diesem Freitagabend (20.30 Uhr) statt, in der Bundesliga, in Augsburg; das zweite Spiel am Dienstag (21 Uhr), in der Champions League, in Liverpool. Natürlich will nun jeder wissen, wie sich die Bayern und ihr Trainer, die in den vergangenen Monaten nicht immer überzeugten, auf der großen Bühne des europäischen Fußballs anstellen. Doch Kovac weiß, dass schon das Spiel in Augsburg einen Einfluss darauf haben kann, wie seine erste Saison in München enden wird.
Es ist noch gar nicht so lange her, da haben beim FC Bayern im Frühjahr nur die K.o.-Spiele in der Champions League gezählt, weil sie ihren Rivalen in der Bundesliga längst enteilt waren. Jetzt aber liegen sie in der Liga fünf Punkte hinter Dortmund. „Jeder weiß, dass wir auf zwei Punkte herankommen können“, sagte Kovac. „Augsburg ist sehr wichtig, alles andere schiebe ich nach hinten.“ Es gebe für ihn daher auch keinen Anlass, einen seiner Stammspieler am Freitag zu schonen. Im Gegenteil: Weil Torhüter Manuel Neuer endlich wieder ohne Finger-Beschwerden trainieren konnte, sei er schon für Augsburg eine Option. „Stand jetzt“, sagte Kovac, „sieht es gut aus.“ Ohnehin fehlten im Training nur die Langzeitverletzten Arjen Robben und Corentin Tolisso. Kovac will beim Bundesliga-15. seine beste Elf aufbieten. Um ihr Rhythmus zu verleihen – und um das Erlebnis des Hinspiels zu verhindern. Damals spielten die Bayern nur 1:1. „Das darf uns nicht passieren“, sagte Kovac, zögerte kurz – und sagte dann: „Das wird uns nicht passieren.“ CHRISTOPHER MELTZER