Eigentlich muss sich Rickey Paulding nach mehr als einem Jahrzehnt in der BBL um seine Beliebtheitswerte schon lange keine Gedanken mehr machen. Donnerstagabend hat der US-Amerikaner im Basketball-Land weitere Sympathie-Punkte gesammelt. Ein paar zumindest. Mit den Freiwürfen, mit denen er den Sieg seiner Oldenburger gegen den FC Bayern besiegelte, hat er die Liga zwar vielleicht nicht unbedingt viel spannender. Doch er hat die enteilten Münchner ein bisschen menschlicher gemacht. Pauldings Botschaft: Auch der Tabellenführer ist schlagbar.
Ob das die nationale Konkurrenz des Deutschen Meisters wirklich entscheidend ermutigt ist freilich andere Frage. Denn das Ende der Münchner Siegesserie hatte auch eine andere Botschaft: Es muss schon eine Menge zusammenkommen um den Branchenführer zu überrumpeln. Die von Verletzungen und Krankheiten geschwächten Bayern waren mit einem Rumpfkader nach Niedersachsen gereist, legten eine schreckliche erste Halbzeit hin und schrammten beim derzeit zweitbesten Team im Land am Ende doch nur um knapp vier Sekunden am 20. Erfolgserlebnis der Saison vorbei. Auch mit viel Fantasie ist schwer vorstellbar, wie den Bayern Vergleichbares in einer Playoff-Serie gleich dreimal wiederfahren soll.
Es ist das eigentlich Verwunderliche, dass den Bayern ein derartiger Ausrutscher nicht schon weit früher passiert ist. Die Art wie das Team von Trainer Dejan Radonjic schon jetzt mit bemerkenswerten Kraftakten wie gegen Fenerbahce Istanbul in Europa auf sich aufmerksam machte und doch auch den Alltag in der Bundesliga in aller Souveränität absolvierte, ließ nichts Gutes ahnen für den nationalen Wettbewerb. Wie wird es sein, wenn sich die Bayern tatsächlich auf das Niveau von Moskau, Madrid & Co. arbeiten?
Rickey Paulding wird es wahrscheinlich nicht mehr lange richten können. Der US-Amerikaner ist bereits 36 Jahre alt.
patrick.reichelt@ovb.net