Altenerding – Dass Dieter „Mucki“ Brenninger 1971 den FC Bayern verlassen hat, „das war sein größter Fehler“. Das sagt Sepp Maier. „So einen Linksaußen hamma nie mehr g’habt. Der würd’ heit noch spielen.“
Zumindest am heutigen Samstag hätte Brenninger dafür keine Zeit. Gemeinsam mit seiner Inge, mit der er seit über 52 Jahren verheiratet ist, stößt er auf seinen 75. Geburtstag an – ganz im Stillen. In den 1960er Jahren gehörte Brenninger zu den „Jungen Wilden“, die Trainer Tschik Cajkovski einfach drauf losstürmen ließ, weil die Mannschaft gar nicht so viele Tore kassieren konnte, wie sie vorne schossen. Brenninger war 1960 von der SpVgg Altenerding zu den Rothosen gekommen. Bei seinem Heimatverein hatte er einmal 100 Treffer in einer Saison erzielt. „Wer ein Tor schießt, kriegt einen Leberkas“, war damals der Mannschaft versprochen worden.
Damals war sein Spitzname noch „Wucki“. „Für den Tschik war das aber nicht so leicht mit der Aussprache.“ Aus dem Wucki wurde somit Mucki Brenninger, der bei seinem ersten Herren-Spiel ein 1:6-Debakel im Bernabeu-Stadion von Madrid erlebte. „Wir spielten gegen Weltklasse-Leute wie di Stefano und Gento. Ich war 17 und bin gerannt und gerannt. Aber mein Gegenspieler Santamaria hat das alles mit seinem Stellungsspiel geregelt. Wenn ich vorbei war, hat er mal kurz den Ellenbogen ausgefahren. Er hat mir gezeigt, was Profifußball ist.“
Brenninger hat schnell gelernt. „Mucki war ein Schlitzohr“, sagt Maier. Brenninger selbst erinnert sich an sein Hand-Tor gegen den HSV („Willi Schulz war stocksauer auf mich“). Und ja, im Strafraum sei er schon relativ leicht zu Fall gekommen. „Musst du nicht drüberlaufen über Verteidigerbein“ – der Rat kam laut Brenninger von Cajkovski oder Branko Zebec, dem Schleifer. „Wir trainierten dreimal am Tag. Er hat eine Handvoll Kieselsteine und ließ nach jeder Runde einen fallen. 80 bis 100 Runden. Ob die Saisonvorbereitung gut war? „Wir sind das Jahr mit 13 Spielern ausgekommen und haben das Double geholt.“
Der Altenerdinger, der Stammspieler war an der Seite der Superstars Franz Beckenbauer und Gerd Müller, wurde Deutscher Meister, gewann viermal den DFB-Pokal. Im Endspiel 1966 erzielte er zwei Tore beim 4:2-Sieg gegen den Meidericher SV (heute MSV Duisburg). Damit ebnete er den Weg für den Gewinn des Europapokals der Pokalsieger. Das 1:0 im Finale gegen Glasgow Rangers bezeichnet Brenninger als den „größten Tag in meiner Karriere“.
Rund 160 Tore hat er für die Roten erzielt, darunter die ersten beiden FCB-Treffer in einem europäischen Wettbewerb. Das war am 16. Oktober 1962 im Messe-Pokal beim FC Basel. Zum Rückspiel traten die Schweizer gar nicht mehr an.
1971 wurde Brenninger selbst kurz Schweizer. Obwohl er noch zwei Jahre vertrag hatte, wechselte er nach Bern zu den Young Boys. „Eigentlich wollte ich nach Stuttgart, aber die Bayern haben mich nur für einen Verein im Ausland freigegeben.“ Zum VfB ging er doch noch, traf gegen die Bayern und scheiterte mit einem Elfmeter an Sepp Maier, was den noch heute amüsiert. Seinen alten Weggefährten hält die Torwart-Legende für einen ganz Großen – noch heute: „Nein, der Mucki hätte damals nicht gehen dürfen.“ Alle Linksaußen danach? „Da war der Mucki ja mit seinem rechten Fuß noch besser.“