Madrid – Nach Madrid kommen auch die Basketballer des FC Bayern nicht alle Tage. Von dem her ist ein Diensttermin wie der gestrige Euroleague-Auftritt beim amtierenden Champion der Königsklasse weit mehr als nur Sport. „Wir nehmen da auch einige Leute aus der Geschäftsstelle mit“, sagte Münchens Basketball-Chef Marko Pesic. Man will lernen, schon bald da sein, wo Real Madrid auch im Basketball schon ist – an Europas Spitze.
Zumindest sportlich haben die Bayern ihre Botschaft mit auf den Weg bekommen. Man hat noch ein Stückchen zu gehen. Nicht dass die Spanier sonderlich glänzten. Doch was sie zeigten, reichte eben zu einem vergleichsweise entspannten 91:78 (42:39) über die Münchner. Pesic wird es mit Fassung getragen haben. Der Geschäftsführer hatte im Vorfeld schon angekündigt: „Dieses Spiel ist Zugabe. Im Endspurt des Rennens um die Euroleague-Playoffs sind andere Aufgaben wichtiger. Jene in der kommenden Woche beispielsweise, wo die Bayern – dann ja vielleicht auch wieder mit Stamm-Spielmacher Stefan Jovic – bei Buducnost Podgorica ranmüssen. Real Madrid muss sich solche Gedanken übrigens nicht mehr machen. Der spanische Champion hat sich mit dem Sieg gegen die Bayern vorzeitig für die K.o.-Phase qualifiziert.
Wobei es ja gar nicht so ist, dass den Münchnern beim amtierenden Titelträger nur eine Statistenrolle geblieben wäre. Zumindest in Halbzeit eins spielten die Profis von Trainer Dejan Radonjic gut mit. Mit Ausnahme einer kurzen 0:9-Phase zu Beginn des zweiten Viertels kontrollierte man das Madrider Spiel. Und es hätte durchaus mehr dabei herausspringen als der knappe 39:42-Pausenrückstand. Wenn, ja wenn die sonst verlässlichsten Münchner „Waffen“ besser gestochen hätten. Doch Derrick Williams blieb diesmal wirkungslos. Seinen zwei Punkten zur Pause konnte er auch nur sechs weitere hinzufügen. Dem finnischen Routinier Petteri Koponen glückten zwar immerhin zehn Zähler, doch auch er fand nie so recht zu seinem Wurf.
Und das sollte sich rächen, weil Real Madrid, das zuletzt das spanische Pokalfinale unter so unglücklichen Begleitumständen in der letzten Sekunde der Verlängerung verlor, nach dem Wechsel die Zügel anzog. Real drückte aufs Tempo und das Team von Erfolgscoach Pablo Laso schob auch die Trefferquoten nach oben. So wie der unverwüstliche Sergio Llull, der seine Bilanz nicht zuletzt durch seine vier Dreier auf stattliche 15 Punkte schrauben konnte. Damit war er auch der Topscorer des Spiels.
Da nutzte es auch nicht viel, dass Braydon Hobbs wie üblich den Spezialisten für die kleinen Nadelstiche gab. Drei Dreier versenkte der US-Regisseur, legte nebenbei auch noch sieben Assists auf. Doch das reichte an diesem Abend nur um den Schaden zumindest halbwegs in Grenzen zu halten.
15 Punkte hatten die Madrilenen am Ende zwischen sich und die deutschen Gäste gelegt, deren zehn waren es im Hinspiel gewesen. Die Botschaft: Die brauchen (noch) ein nahezu perfektes Spiel wie vor einigen Wochen gegen Fenerbahce Istanbul um eine der drei Topmannschaften der Königsklasse niederzuringen.