Polizeieinsatz in Frankfurt

Spiel mit dem Feuer

von Redaktion

MARC BEYER

Fußballspiele von Eintracht Frankfurt wären schon unter normalen Umständen eine aufregende Angelegenheit. Von acht Europa League-Partien in dieser Saison endeten sieben mit einem Frankfurter Sieg, die achte mit einem Remis. Weniger als zwei Tore erzielten die Hessen nie, gerne waren es auch mal vier wie am Donnerstag gegen Schachtjor Donezk. In Erinnerung bleiben wird diese Partie aber noch aus einem anderen Grund.

Ein Polizeieinsatz vor dem Spiel, ein Plakat mit Schmähkritik am Innenminister, die so entschlossene wie vergebliche Suche nach Pyrotechnik, als Reaktion der Verzicht der Fans auf eine Choreographie, die viel Geld und Mühe kostete – auf beiden Seiten ist viel geschehen, was der jeweils anderen Anlass bot, schwere Vorwürfe zu erheben. Doch nachdem sich – bildlich gesprochen – der Rauch verzogen hat, zeichnet sich ab, dass vor allem eine Partei völlig überzogen reagiert hat.

„Das Stadion muss brennen“ – mit diesem Satz und dem Hinweis auf „neblige“ Luft hatte Eintracht-Präsident Peter Fischer am Mittwoch seine Fans zu mobilisieren versucht. Wer es böse mit ihm meint, kann solche Aussagen als Aufruf zum Einsatz von Pyrotechnik deuten. Diese Lesart ließe allerdings außer Acht, dass die Fans in dieser Hinsicht massiv vorbelastet sind, dass die Frankfurter auf Bewährung spielen und ihnen deshalb kaum etwas so wichtig ist wie friedliche Anhänger. In der Szene war im Vorfeld klar, dass die Basis sich allein durch eine aufwändige Choreographie ausdrücken würde.

In der aktuell aufgeheizten Stimmung über brennende Stadien und neblige Luft zu schwadronieren, ist ungefähr so sensibel, wie in der Hochsicherheitszone eines Flughafens lautstark eine Bombenstimmung zu beschwören. Fischer hat buchstäblich mit dem Feuer gespielt, und seine Klarstellung vor der Partie half auch nicht mehr. Zur Eskalation kam es aber erst dadurch, dass die Polizei ohne Maß durchgriff. Es ist ein explosives Klima in Hessen, wo ein Innenminister beim Thema Fangewalt Hardliner-Positionen vertritt („Wer im Stadion zündelt, geht in den Knast“), ohne am Dialog interessiert zu sein. Der wird künftig noch schwerer werden.

Der Eintracht winkt nun das nächste Spektakel gegen Inter Mailand. Vielleicht wieder mit einer schönen Choreo, vielleicht sogar mit einem Torfeuerwerk. Pyrotechnik ist dagegen sehr unwahrscheinlich. Und Peter Fischer wird seine Worte diesmal ganz genau wählen.

marc.beyer@ovb.net

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