Seefeld – Irgendwo auf der Langlaufstrecke war der Moment gekommen, in dem auch Eric Frenzel merkte, dass für ihn und seine Kollegen aus dem deutschen Team der Nordischen Kombinierer an diesem Tag eine eindrucksvolle Serie zu Ende gehen würde. „Einer kommt immer durch“, hatte gerade bei Großereignissen das verlässliche Prinzip gelautet. Doch in diesem dritten Auftritt bei den Titelkämpfen in Seefeld war die Spitze einfach außer Reichweite geraten.
Mit Respektabstand musste das deutsche Quintett ansehen, wie sich der bereits als Gesamtweltcup-Sieger feststehende Jarl Magnus Riiber mit entschlossenem Endspurt vor dem Österreicher Bernhard Gruber und Akito Watabe (Japan) nach dem 10-Kilometer-Lauf seinen ersten WM-Titel schnappte. Bundestrainer Hermann Weinbuch erkannte neidlos an, dass diesmal andere im Rampenlicht standen. „Es freut mich für die drei da vorne“, sagte er, „sie haben es verdient.“
Titelverteidiger Johannes Rydzek war mit Platz acht als Einziger zumindest noch in den Dunstkreis der Spitze gelaufen. Doch auch dem Oberstdorfer fehlten am Ende 50 Sekunden zum Edelmetall. Dahinter blieben die Plätze 14, 16, 17 und 25 für Vinzenz Geiger, Frenzel, Fabian Riessle und Terence Weber. Mit derart leeren Händen waren die deutschen Skizweikämpfer bei einer WM lange nicht mehr dagestanden. 2009 in Liberec war man im gleichen Wettbewerb an den Medaillen vorbeigelaufen.
Dass es so kommen könnte, hatte Weinbuch indes schon nach dem Springen geahnt. Seine Stars waren allesamt sehr viel schlechter als noch im Training mit der Toni-Seelos-Schanze zurechtgekommen. Letzter Hoffnungsträger blieb Senkrechtstarter Vinzenz Geiger, der nach einem 104-Meter-Satz mit einem überschaubaren 35-Sekunden-Rückstand in die Loipe ging. Und der kurz vor der WM noch kränkelnde Oberstdorfer versuchte es ja auch nach Kräften – auf der zweiten Renn-Hälfte ging er jedoch fürchterlich ein. Für Weinbuch keine Überraschung. Bei den frühlingshaften Temperaturen in Seefeld war die Spur tief geworden. Gift für den mit starker Vorlage laufenden Geiger. „Er tut sich da schwerer, den Ski laufen zu lassen“, sagte der Bundestrainer.
Vor allem an Riiber hätte sich Geiger aber wohl auch bei anderen Bedingungen die Zähne ausgebissen. Der 21-Jährige aus Norwegen hatte in den beiden ersten Wettbewerben von Seefeld noch nicht ganz an die Form der bisherigen Weltcupsaison anknüpfen können, als er vor allem auf der Schanze teilweise fast nach Belieben das Niveau diktierte und nicht weniger als zehn der bislang 18 Wettbewerbe für sich entschied. In Seefeld aber war Riiber mit Silber im Teamsprint und dem fünften Platz im Wettbewerb von der Großschanze bislang eher Randfigur.
Doch auf der kleinen Seefelder Anlage zeigte der Mann aus Oslo schon im Training, dass er das zu ändern gedachte. Und das tat er dann ja auch. 107 Meter brachten ihm Platz eins und den brachte er trotz schwieriger Bedingungen dann auch ins Ziel. Entsprechend groß war die Erleichterung. „Ich bin einfach nur glücklich“, sagte er, „Endlich hat es geklappt mit Gold.“ Der österreichische Veteran Bernhard Gruber fühlte sich derweil als heimlicher Weltmeister: „Das gibt es gar nicht, dass das jetzt wahr ist“, krähte der 36-Jährige, „das ist so schön, unglaublich.“
Der zweimalige Seefeld-Weltmeister Eric Frenzel hatte da den Wettbewerb schon lange abgehakt. „Als ich gemerkt habe, dass ich nicht entscheidend näher komme, bin ich dazu übergegangen, das Rennen anständig zu Ende zu bringen“, sagte der 30-Jährige, „und natürlich ein paar Körner für Samstag zu sparen.“
Am Samstag steht bei der Nordischen Weltmeisterschaft dann als großes Finale für die Kombinierer noch die Staffel mit einem Sprung von der kleinen Schanze (11 Uhr) und dem 4×5-km-Langlauf (14.45 Uhr/beides ZDF) an. Dann wollen die DSV-Asse ihr wahres Gesicht zeigen, sagt Frenzel: „Natürlich wollen wir da wieder vorne mitlaufen.“