München – Als Jürgen Klopp den Raum in der Allianz Arena betrat, den er bestens kennt, begann er erst einmal unvermittelt herzlich zu lachen. Die große Anzahl der Journalisten kann den Trainer des FC Liverpool kaum erheitert haben, er ist es ja eigentlich gewohnt, vor großer Kulisse Rede und Antwort zu stehen. Vielleicht war es einfach nur, weil er sich gestern gefreut hat, wieder einmal im Münchner Stadion zu sein. „Das rote Licht zu sehen“, sagte er, „ist vertraut.“ Und es sei immer ein Hinweis darauf, „dass ein großes Spiel ansteht“.
Kein Spieler aus seiner Mannschaft kennt den FC Bayern so gut wie Klopp, einst als Trainer von Borussia Dortmund Dauerrivale des deutschen Rekordmeisters. Er hat den Münchnern ein paar empfindliche Niederlagen beigebracht, aber auch einige erlitten wie die im Champions League-Finale 2013. Aber das ist Geschichte.
Jetzt ist er mit Liverpool in München, zum zweiten Mal. Im August 2017 trat der Premier League-Club bei einem Vorbereitungsturnier gegen den FC Bayern an (und gewann). Heute Abend im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League geht es um mehr als einen Achtungserfolg.
Im vergangenen Jahr scheiterte Klopp mit den „Reds“ erst im Finale, ein Aus dieses Mal in der ersten K.o.-Runde wäre ein Rückschritt. Aber Druck, sagte er. verspüre er keinen. „Wir kriegen davon nichts mit. Die Stimmung ist ausgesprochen gut“, behauptetet Klopp. Außerdem gebe es „nur ganz wenige Leute, die mich rausschmeißen können. Solange die Richtung stimmt, ist alles toll.“
Und in der Champions League stimmt die noch. Nach der vor allem defensiv taktisch sehr reifen Leistung der Bayern beim 0:0 im Hinspiel erwartet Klopp dieses Mal, „dass sie sich etwas aktiver am Spiel beteiligen.“ Und seine Mannschaft? „Wir müssen zeigen, wie sehr wir ins Viertelfinale wollen“, sagte der Liverpool-Trainer, der auf den Ex-Leipziger Keita verzichten muss – wegen „einer kleineren Verletzung“, wie der Verein bekanntgab. Vor allem seine Verteidigung um den im Hinspiel noch gesperrten Virgil van Dijk sieht Klopp in München gefordert. „Bayern ist weltklasse, das weiß jeder. Du spielt gegen Robert Lewandowski, das ist kein Kindergeburtstag, und gegen einen Serge Gnabry, der in der Verfassung seines Lebens ist.“
Es war fast alles gesagt am Abend vor dem Champion League-Hit, aber Klopp ahnte, dass noch was kommen würde: Die Frage zur Ausbootung der drei Bayern-Spieler Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller. Anders als nach dem 4:2-Sieg am Sonntag gegen den FC Burnley war er dieses Mal vorbereitet. „Jogi hat zu 100 Prozent das Recht, dass er sie nicht nominiert. Ich bin nicht sicher, ob es auch geht, zu sagen, ich nominiere sie gar nicht mehr“, sagte der 51-Jährige. Als Trainer werde immer daran gemessen, „was wir abliefern, das weiß Jogi genau so wie ich“.
Klopp kann sich vorstellen, dass man aus dieser Enttäuschung, „Kraft ziehen kann. Aus Vereinssicht hat das auch Vorteile“. Für den FC Bayern, nicht für seinen FC Liverpool.