„Weltmeister mit Ferrari? Das Ultimative!“

von Redaktion

Sebastian Vettel über Veränderungen im Rennstall und Parallelen zu Michael Schumacher

München – Wenige Tage noch, dann dröhnen sie wieder, die Motoren der Formel1 – in Melbourne beginnt die neue Saison. Und es ist eine Saison, in der für Sebastian Vettel vieles besser werden soll. Der Heppenheimer träumt vom WM-Titel mit Ferrari, wie er im Interview erklärte.

Herr Vettel, Michael Schumacher hat fünf Jahre gebraucht, um 2000 seinen ersten Titel mit Ferrari einzufahren. Sie gehen in Ihre fünfte Saison: gibt Ihnen das Hoffnung?

Vettel (lacht): Herr Vettel? Jetzt mal ehrlich, ich bin der Sebastian. Hoffnung ja. Obwohl man kann die Zeit damals nicht richtig mit heute vergleichen. Einige Dinge haben sich verändert, deshalb hinkt der Vergleich. Ich denke aber, die Zeichen stehen gut für die Zukunft, wenn wir uns alle am Riemen reißen und das Beste aus uns rausholen. Was die fünf Jahre betrifft: Man fragt sich höchstens manchmal, warum das alles so lange dauert. Wir waren zuletzt deutlich näher dran an Mercedes, aber klar, am Ende sind wir nur Zweiter geworden, daran wird man gemessen. In der Formel 1 gibt es einen Sieger und alle anderen sind nur Statisten. Der Zweite ist der erste Statist. Das ist nicht immer fair, aber die Formel 1 ist kein Kindergeburtstag.

Sie mussten speziell 2018 viel Kritik einstecken. Wie sehr hat das genagt und war sie immer fair?

Nein, fair war sie nicht, aber jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. Entscheidend ist das Ergebnis, ob man einen Punkt vorne ist oder dahinter. Ich habe mich daran gewöhnt, mit Kritik umzugehen.

Schumacher wollte im Mai 1998 Ferrari verlassen und zu McLaren-Mercedes wechseln. Wollten Sie in den vergangenen vier Jahren das Handtuch schmeißen? Bitte keine Ja-Nein-Antwort?

(lacht) Vielleicht. Im Ernst: Eigentlich nicht. Oder nein. Die Antwort ist Nein! Weil das Handtuch zu schmeißen würde bedeuten alles hinzuwerfen und aufzugeben. Mein Ziel, mein Traum ist es aber, mit Ferrari Weltmeister zu werden. Michaels erfolgreiche Jahre mit Ferrari haben mich als Kind inspiriert. Aber es ist nicht nur das. Ebenso motiviert mich, dass Ferrari die größte Marke in der Formel 1 ist. Für mich wäre es das Ultimative, wenn ich mit Ferrari gewinne.

Sie haben mit Mattia Binotto einen neuen Teamchef und mit Charles Leclerc einen neuen Teamkollegen. Was bedeuten die personellen Veränderungen für Sie?

Es ist egal, ob es Kimi Räikkönen war oder jetzt Charles Leclerc ist. Klar ist, dass man sich auf der Strecke bekämpft und den anderen besiegen möchte. Ich wünsche mir und hoffe, dass wir gut miteinander auskommen, aber ich sehe keinen Grund, warum das nicht der Fall sein sollte. Man muss reif genug sein, das eine von dem anderen zu trennen. Die größere personelle Veränderung ist mit Sicherheit die Berufung von Mattia (Binotto, die Red.) an die Spitze des Teams. Ich sehe das wie ganze übrige Team als Chance, unser gemeinsames Ziel zu erreichen: Erster zu werden. Es ist aber bekannt, dass wir nicht gegen Micky Maus und Donald Duck fahren.

Eine Parallele zu Schumacher: Mit Felipe Massa bekam er 2005 ebenfalls einen jungen Fahrer, der dem Ferrari-Nachwuchskader entsprang. Wie jetzt Leclerc. Schumacher löste das Problem, indem er ihn „adoptierte“ und ihn so auf Distanz hielt. Wie gehen Sie mit der Gefahr Leclerc um?

Hat er Massa wirklich adoptiert? Also, ich weiß nicht, Massa hatte doch einen Vater, soviel ich weiß. Charles wird versuchen, seine Chance zu nutzen, ich werde dasselbe tun. Die Gefahr, dass man von einem anderen geschlagen wird, ist in der Formel 1 immer gegeben. Schließlich fahren hier die besten Piloten der Welt.

Wurden Sie eigentlich von den Ferrari-Entscheidungsträgern über die Veränderungen nur informiert oder waren Sie in die Diskussionen im Vorfeld involviert? So wie das bei Schumacher der Fall war.

(etwas angesäuert) Danke für den Nachsatz. Es war keine Entscheidung, die von heute auf morgen gefallen ist. Auch wenn ich nicht die Entscheidungen treffe, war ich natürlich in der einen oder anderen Weise eingebunden.

Schumacher galt als Mitgestalter des Teams, der eine besonders gründliche, deutsche Arbeitsweise einbrachte. Machen Sie das auch oder sehen Sie sich am Ende nur als Fahrer, der das Lenkrad dreht?

Ich glaube, da ist auch viel Legende dabei. Ich bin mir nicht sicher, wie deutsch Michael wirklich war. Jeder Mensch unterscheidet sich von einem anderen, deshalb sollte man jemanden nicht gleich mit einer Flagge abstempeln. Es stimmt, dass Michael sehr gründlich und akribisch war. Ob das aber jeder Deutsche ist, lasse ich dahingestellt. Bin ich auch so? Das sollten andere beantworten. Ich denke nicht, dass Michael mit seiner gründlichen Arbeitsweise geprahlt hat. Diese Arbeitsweise haben andere ihm attestiert.

Eine ganz banale Frage: Wie können Sie 2019 Lewis Hamilton schlagen?

Man muss grundsätzlich beide Fahrer von Ferrari, Mercedes und Red Bull auf der Rechnung haben. Dazu muss man abwarten, ob durch die Regeländerungen eine Überraschung dazukommt. Was Hamilton betrifft: Wenn ich Mercedes schlage, habe ich auch Lewis geschlagen. Die letzten Jahre haben wir unser Potenzial gezeigt, aber wir waren noch nicht gut genug – sowohl beim Chassis als auch beim Motor. Wir kennen unsere kleinen Schwachstellen der Vorsaison und wenn wir die jetzt abstellen, dann bin ich guter Dinge.

Interview: Ralf Bach

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