München – Es hat viel Schweiß gekostet, ehe feststand, dass der EHC Red Bull München mit einer 1:0-Führung gegen die Eisbären Berlin in die Viertelfinal-Playoffs gehen können. Ein Tor in der Nachspielzeit (70:08) durch Justin Shugg sorgte nach langem Zittern für späten Jubel.
Erstmals so richtig torgefährlich wurden die Münchner ausgerechnet in Unterzahl. Andrew Bodnarchuk saß auf der Strafbank, als sich die Berliner im Powerplay überrumpeln ließen und beim Konter urplötzlich Verteidiger Konny Abeltshauser (6. Minute) allein vor Torhüter Kevin Polain auftauchte – aber am Berliner Keeper scheiterte.
Bei der nächsten Strafzeit Bodnarchuks machten es die Berliner besser, doch diesmal zeigte Danny aus den Birken, warum er zum DEL-Spieler und Torhüter des Jahres gewählt worden war: Auf dem Eis liegend rettete er akrobatisch mit dem blitzschnell ausgestrecktem Bein (14.).
Ansonsten aber überwogen zunächst die Anzeichen dafür, dass die Münchner einigermaßen passabel in den Playoff-Modus umgeschaltet hatten. Es war ja etwas gerätselt worden, ob die neun Tage Spielpause eine Bremswirkung auf den EHC-Rhythmus ausüben würden. Doch die Gastgeber machten im ersten Drittel einen – zumindest phasenweise – durchaus schwungvollen Eindruck. Wobei auch die Berliner mehr als andeuteten, dass sie sich nach verkorkster Saison beachtlich gesteigert haben. „Die Karten werden jetzt neu gemischt“, sagte der Ex-Münchner Florian Kettemer vor der Partie.
Das Berliner Selbstbewusstsein offenbarte sich mit zunehmender Spielzeit in unerschrockener Widerspenstigkeit. Spätestens im Mitteldrittel zeichnete sich ab, dass den Münchnern Schwerarbeit abverlangt werden würde. Ihrem Überzahlspiel fehlte noch die Präzision, zudem erwies sich Berlins Keeper Poulain als starker Rückhalt. Sogar einen Gewaltschuss von Michael Wolf, der in sein Visier krachte, steckte er unbeeindruckt weg. Auch war das Glück auf seiner Seite, als der agile Abeltshauser (31.), der viel Wucht aus der Tiefe entwickelte, den Puck an den Pfosten feuerte. „Wir spielen es ganz gut“, befand EHC-Verteidiger Yannic Seidenberg in der zweiten Drittelpause, „wir waren knapp davor, das Tor zu machen.“
Die so lange Zeit torlose, von beiderseitiger Dynamik geprägte Partie war eng, und einige gute Berliner Konterchancen verstärkten den Eindruck, dass die Partie am seidenen Faden hing. Und plötzlich fing sogar das große Zittern an. Sean Backman (45.) fälschte einen Schuss glücklich ab, aus den Birken war die Sicht verstellt – 0:1. Ein Tor wie aus dem Nichts. 63 Sekunden später traf Frank Mauer nach flottem Kombinationswirbel zum 1:1. Brandon Ranford (48.) setzte das 1:2 dagegen– ziemlich verrückte zweieinhalb Minuten. München wackelte, die Partie wogte in den Schlussminuten hin und her. Justin Shugg (55.) glich erneut aus, es folgten Chancen hüben und drüben. Die Entscheidung fiel in der Overtime nach 70:08 Minuten: Doppeltorschütze Shugg traf zum 3:2. Tiefes Durchatmen in München.