Peiffer setzt einen goldenen Haken

von Redaktion

Der Olympiasieger von 2018 quält sich erfolgreich und holt seinen ersehnten WM-Einzeltitel

VON THOMAS WOLFER UND SANDRA DEGENHARDT

Östersund – Arnd Peiffer, 31, hat sich zum ersten deutschen Einzel-Weltmeister seit 20 Jahren gekrönt. Noch nie hatte Peiffer im Klassiker über 20 Kilometer auf dem Podest gestanden, nun avancierte er bei der WM in Östersund erstmals zum König der Biathleten. „Ich hatte mit dem Einzel immer noch eine Rechnung offen. Deswegen bin ich froh, dass ich da jetzt auch einen Haken dran machen kann“, sagte er. Endlich könne er Frieden „mit diesem Einzel“ schließen.

Dank einer perfekten Schießleistung bei schwierigen Bedingungen feierte Peiffer seinen zweiten WM-Einzeltitel nach Sprint-Gold 2011 und seinen fünften Titel insgesamt. Damit avancierte er zum ersten Champion seit Sven Fischer 1999. „Einzel-Weltmeister – das hat uns noch gefehlt. Wahnsinn, das hat Arnd super gemacht“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner, der nach Peiffers letztem Schuss freudestrahlend die Faust geballt hatte.

Silber sicherte sich überraschend der Bulgare Wladimir Iljew, der nach einem Fehler 1:08,7 Minuten hinter Peiffer lag. Bronze ging an den Norweger Tarjei Bö (1/1:09,1).

Erik Lesser hätte sogar für den ersten deutschen Doppel-Erfolg seit der WM 2007 sorgen können. Doch der Thüringer vergab mit seinem einzigen Fehler im letzten Schuss die Silbermedaille und wurde am Ende Elfter. „Das ist ärgerlich. Aber ich könnte jetzt sinnieren, warum, wieso, weshalb. Wenn ich die Saison betrachte, hätte ich im Dezember nicht gedacht, dass ich bei der WM so gut da stehe“, sagte Lesser, der im Dezember wegen massiver Rückenprobleme Rennen auslassen musste.

Umso größer war die Freude für seinen Zimmerkollegen. Peiffer und Lesser bilden das „Papa-Zimmer“, sie sind beide in dieser Saison Vater einer Tochter geworden. „Ich hoffe, Arnd wird heute Abend mit mir ein Bier trinken“, sagte Lesser. Auch der Zehnte Benedikt Doll freute sich für Peiffer:  „Eine tolle Leistung. Es ist immer super, wenn einer aus dem Team durchkommt.“ Roman Rees (2 Fehler) kam als 20. ins Ziel.

Peiffer erinnerte sich nach seinem Rennen an die Heim-WM 2012 in Ruhpolding, als er beim letztem Schießen auf Goldkurs liegend zwei Fehler schoss und Siebter wurde. Ein Fehler weniger, und es wäre Gold geworden. „So richtig warm bin ich mit dem Einzel noch nicht geworden“, sagte er gestern.

„Den Sprint gewinnen Jungs, das Einzel gewinnen Männer“ – diesen legendären Spruch des zurückgetreten Norwegers Emil Hegle Svendsen würde wohl jeder Skijäger unterschreiben. Denn der Klassiker gilt als das schwerste Rennen. In Östersund mussten die Athleten 775 Höhenmeter überwinden. „Ich dachte, mir fliegt die Schädeldecke weg. Aber das Leiden hat sich gelohnt“, sagte der Olympiasieger von 2018, der sich auch am Schießstand zusammenriss: „Man wird unruhiger, die Konzentration lässt nach. Das dritte und vierte Schießen war hart.“

Favorit Johannes Thingnes Bö, der bereits zweimal Gold und einmal Silber gewann, schoss sich mit drei Fehlern aus den Medaillenplätzen und wurde am Ende Neunter.

Damit hat das deutsche Team nach Verfolgungs-Gold von Denise Herrmann, Silber in der Mixedstaffel und zweimal Bronze durch Laura Dahlmeier (Sprint, Verfolgung) bisher fünf Medaillen geholt.

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