Manchester – Ein kurzer Händedruck mit Pep Guardiola, dann war Domenico Tedesco im Kabinengang verschwunden. Mit seinen Spielern, so schien es, wollte der angezählte Trainer von Schalke 04 nach dem historischen Debakel von Manchester nichts mehr zu tun haben. Wird er wohl auch nicht. Zwar schloss der 33-Jährige eine halbe Stunde später einen Rücktritt aus, doch nach der 0:7 (0:3)-Demütigung im Champions-League-Achtelfinale bei Manchester City steht er vor dem Aus.
„Wir können nach dem Spiel nicht zur Tagesordnung übergehen“, sagte der neue Sportvorstand Jochen Schneider und kündigte Gespräche nach der Ankunft in Gelsenkirchen an. Dass Tedesco am Samstag (15.30 Uhr/Sky) im Bundesliga-Heimspiel gegen RB Leipzig noch auf der Bank sitzt, wollte er nicht bestätigten. Im Gegenteil: „Wo gibt’s Garantien? Das war gestern zu heftig und zu deutlich.“
Freiwillig aufgeben will der junge Trainer aber nicht. „Ich habe keine Sekunde daran gedacht, irgendwas zu verändern meinerseits“, hatte Tedesco nach Spielschluss gesagt: „Ich bin selbst jetzt stolz, Trainer des FC Schalke 04 zu sein.“
Auch wenn es nach der höchsten Europapokalniederlage der Vereinsgeschichte und der deutlichsten Pleite eines Bundesliga-Klubs in der Königsklasse auf den ersten Blick anders ausgesehen hatte, fühle er sich „nicht im Stich gelassen“. Die Ergebnisse sprechen jedoch eine andere Sprache: sieben Ligaspielen in Folge ohne Sieg und fünf Pflichtspielpleiten in drei Wochen mit 21 Gegentoren.
Der als Interimstrainer gehandelte Mike Büskens saß in der schwärzesten Schalker Europacup-Stunde fassungslos auf der Tribüne. In Manchester erntete Schalke nur Mitleid. Selbst der überragende Leroy Sane, der ein Tor und drei Vorlagen beisteuerte, litt mit seinem Ex-Klub. „Es tut mir heute noch mehr weh“, sagte der Nationalspieler mit Blick auf den 3:2-Sieg im Hinspiel auf Schalke, als er mit einem Traumtor die Königsblauen aus allen Träumen gerissen hatte. Allerdings konnte er sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. Und auf dem Feld gleich drei Schalker nacheinander schwindelig gespielt zu haben, hatte ihm ganz offensichtlich viel Spaß gemacht. Einen Schalker Abstieg kann er sich allerdings nicht vorstellen: „Es ist ein sehr großer Verein, der in die Bundesliga gehört. Deswegen hoffe ich, dass sie die Kurve kriegen.“
Ob dass mit Tedesco als Trainer gelingt, ist äußerst fraglich geworden. Auch wenn Stürmer Guido Burgstaller versprach: „Wir werden uns mit dem Trainer aufbäumen, die Ärmel hochkrempeln und weiterkämpfen.“ In etwa das hört man schon seit Wochen.