Unmoralisches Angebot an das IOC

von Redaktion

Russe will 14 Millionen Euro zahlen, damit Box-Verband AIBA olympisch bleibt

Lausanne – Der Kampf zwischen dem IOC und dem Boxverband AIBA geht in die nächste Runde, doch ein fast schon unmoralisches Angebot könnte alle Streitigkeiten mit einem Schlag beenden: Der Russe Umar Kremlew, Mitglied der Exekutive der AIBA, will die Schulden des Verbandes von rund 14 Millionen Euro übernehmen, wenn die AIBA weiterhin das olympische Boxturnier organisieren darf.

„Für die Zukunft des Boxens bin ich bereit, alle Schulden der AIBA auszugleichen, so lange unser Sport im olympischen Programm bleibt“, schrieb Kremlew laut Branchendienst insidethegames an IOC-Präsident Thomas Bach und fügte an: „Mit diesem Brief bitte ich Sie, die AIBA in der Olympischen Bewegung zu lassen.“ Das IOC wollte den Eingang des Briefes gestern zunächst nicht bestätigen.

Bleibt fraglich, ob das Internationale Olympische Komitee (IOC) dieses Angebot bei seiner Beurteilung der AIBA berücksichtigt. Gestern hatte die Exekutive einen Zwischenbericht zu Good Governance, Finanzen und Ethik im Boxverband angehört, ohne diesen zu kommentieren. Der abschließende Report soll auf der Sitzung der Exekutive am 22. Mai in Lausanne vorgelegt werden. Im Anschluss könnte die IOC-Session das Aus der AIBA beschließen.

Wahrscheinlich will Kremlew mit seinem Angebot die Führungsschwäche der AIBA ausnutzen und selbst Präsident werden. Im November hatte Gafur Rachimow die Führung des Verbandes übernommen. Der Usbeke war dem IOC aber ein Dorn im Auge, weil er von US-Behörden als einer der führenden Kriminellen seines Landes eingestuft wurde. Am vergangenen Freitag kündigte Rachimow seinen Rücktritt an.

„Dass Umar Kremlew jetzt mit diesem Angebot auf den Markt kommt, überrascht mich. Wahrscheinlich hat er Ambitionen, das Präsidentenamt zu übernehmen“, sagte auch der deutsche Box-Präsident Jürgen Kyas. Er ist selbst Mitglied der 20-köpfigen Regierung (Exekutive) der AIBA.

„Ich kann mir vorstellen, dass er das Geld vom russischen Staat erhält“, meint Kyas und bestätigte einen Trend. In den letzten Jahren hatten russische Funktionäre vermehrt versucht, in den internationalen Sportverbänden die Präsidentschaft an sich zu reißen.

Das IOC hatte wegen der anhaltenden Turbulenzen in der AIBA, die seit Jahrzehnten mit dem IOC das olympische Boxturnier ausrichtet, Gelder eingefroren und die Vorbereitungen auf das olympische Boxturnier gestoppt. Zudem rief der Ringeorden eine Ad-hoc-Kommission unter der Leitung des serbischen Exekutive-Mitglieds Nenad Lalovic ins Leben. Diese legte am Donnerstag ihren Zwischenbericht vor.

Die AIBA war zunächst bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio durch dubiose Punktrichterentscheidungen in die Kritik geraten. 2018 wurde zudem bekannt, dass der Verband enorme Schulden angehäuft hat. sid

Artikel 9 von 11