Freiburg – Tabellenführung futsch und miese Stimmung – in der Woche vor dem Topspiel gegen Borussia Dortmund kriselt es beim FC Bayern. Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Hasan Salihamidzic zählen die Spieler nach dem 1:1 beim SC Freiburg an. Das Gipfeltreffen mit dem BVB wird in vielerlei Hinsicht zum Endspiel. „Wir haben nicht die richtige Einstellung zum Spiel gefunden und die ersten Minuten verschlafen. Im Großen und Ganzen war es total enttäuschend, wie wir gespielt haben“, sagte Salihamidzic. Auf die Frage, warum die Einstellung bei den Profis des Rekordmeisters nicht stimmte, antwortete er knapp: „Das wüsste ich auch gerne.“
Die Münchner Startruppe war offenbar mit dem Gefühl in den Breisgau gereist, den siebten Ligasieg in Serie schon sicher zu haben. Doch weit gefehlt. Die Mannschaft von Trainer Christian Streich zauberte eine atemberaubende Anfangsphase auf das Grün – das hatte Kovac schon so vermutet. Seine warnenden Worte an die Mannschaft verpufften aber wirkungslos. „Ich bin über das Ergebnis nicht nur enttäuscht, sondern sehr verärgert“, reagierte der Trainer dementsprechend bedient bei Sky.
Nicht zum ersten Mal missachteten die Bayern-Spieler offensichtlich, was vorab in der Kabine besprochen worden war. Deshalb dürfte die Partie gegen Dortmund am kommenden Samstag auch zum Endspiel für Kovac werden. Denn: Verpasst der Kroate in seiner Premierensaison den Meistertitel, wird es im Sommer womöglich ganz eng für ihn.
Die fahrlässige Chancenverwertung in Freiburg wollte Sportdirektor Salihamidzic derweil nicht als Ausrede gelten lassen. „Es war nicht so, dass man draußen saß und das Gefühl hatte, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen“, sagte er. Das sollte sich bis Samstag schleunigst ändern, denn gegen den BVB muss ein Sieg her, um die Tabellenführung zurück zu holen und weiter alles in der eigenen Hand zu haben. „Gegen Dortmund müssen wir zeigen, dass wir Meister werden wollen“, meinte Salihamidzic.
Die Betonung dürfte auf „wollen“ liegen. Mats Hummels sah hingegen kaum Grund zu großer Aufregung. „Wir hatten 26 Torschüsse und sechs, sieben hochkarätige Chancen – und dann kann man nicht so viel falsch gemacht haben“, sagte der Münchner Innenverteidiger:
Viel war es tatsächlich nicht, nur eben das letztlich Entscheidende. Leon Goretzka (5., 31., 90.+3), Robert Lewandowski (50., 77., 90.+1) und Serge Gnabry (71.) vergaben beste Chancen. „Es ist natürlich ein Dämpfer, aber keiner, der nachhaltig im Kopf hängen bleibt“. ist Hummerls sicher. Lewandowski hingegen hofft auf einen Lerneffekt: „So ein Spiel wie heute zeigt uns für den Rest der Saison, dass wir wach bleiben müssen. Wahrscheinlich ist es besser, wenn so etwas jetzt passiert als später.“ Der Ex-Borusse ist überzeugt, dass die Mannschaft gegen Dortmund „eine Reaktion“ zeigen werde.
Erst mal steht am Mittwoch aber der Pflichttermin im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Heidenheim an. Eine eher lästige Aufgabe für die Münchner, denn außer dem Weiterkommen gibt’s gegen den Zweitligisten nichts zu gewinnen. Kovac würde die lange Liste der Hausaufgaben wohl lieber ohne Unterbrechung abarbeiten. Immerhin: Hummels versprach beim Verlassen des Freiburger Stadions, dass man gegen Dortmund „definitiv“ den mutigen FC Bayern sehen werde. So, wie sich das für ein Endspiel eben gehört.