Befreit nach München

von Redaktion

Nach Alcacers spätem Doppelpack liegt der Vorteil im Topspiel bei Dortmund

Dortmund – Die „Paco-Party“ vor der bebenden Südtribüne war schon in vollem Gange, als das Ergebnis aus Freiburg die Stimmung beim neuen Tabellenführer Borussia Dortmund zum Überkochen brachte. Der nächste Last-Minute-Sieg und der unerwartete Patzer des großen Konkurrenten FC Bayern lösten nicht nur beim Matchwinner Paco Alcacer „pure Freude“ aus.

Die glückseligen Fans sangen inbrünstig von der „deutschen Meisterschaft“ und stimmten danach lautstark den Klassiker „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ an, während die Spieler vor der beeindruckenden Gelben Wand auf und ab wippten und sich auf das Topspiel beim Verfolger am Samstag einstimmten. Nach dem 2:0-Duselsieg gegen den VfL Wolfsburg heißt es nun wieder: Vorteil Dortmund.

„Psychologisch ist es für uns gut, als Tabellenführer nach München zu fliegen“, sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Auch ohne Marco Reus (wurde am Samstagabend Vater einer Tochter), der seiner Lebensgefährtin Scarlett im Krankenhaus beistand, bewies der BVB zum wiederholten Mal in dieser Saison eine tolle Moral und durfte sich als Belohnung über einen Zwei-Punkte-Vorsprung auf die Bayern freuen. Aus der BVB-Kabine dröhnte noch lange nach Schlusspfiff Musik und Paco Alcacer wurde nach seinem späten Doppelpack (90.+1 und 90.+4) gefeiert. „Ich nenne ihn einen Matador, im Sinne von Killer“, sagte Axel Witsel und betonte: „Wir brauchen Siege wie diese.“

Es war nicht der erste Erfolg dieser Art. Durch Tore ab der 84. Minute sicherten sich die Westfalen in dieser Saison schon bemerkenswerte elf Punkte. „Wir haben dieses Jahr wirklich den Glauben in der Mannschaft, dass wir das Tor immer noch machen können“, sagte Sportdirektor Michael Zorc. Sebastian Kehl verspricht sich davon einen „Extraschub“. Der Leiter der Lizenzspielerabteilung lobte zudem die „brutale Überzeugung“ innerhalb der Mannschaft. Alcacers wuchtiger, allerdings auch leicht abgefälschter Freistoß zur glücklichen Führung drückte diese aus. Der Spanier stellte mit seinen beiden späten Treffern nebenbei einen Bundesligarekord auf: Fünf Tore ab der 90. Minute waren zuvor noch keinem Spieler in einer Saison gelungen. Die Verantwortlichen ließen sich vor dem vielleicht schon entscheidenden Spiel davon aber nicht blenden. „Die Bayern werden gierig sein“, warnte Kehl,

Mit einem Erfolg in München könnte der BVB bei dann fünf Punkten Vorsprung aber für eine Vorentscheidung sorgen. „Wir wollen die Chance nutzen, die dieses Jahr da ist“, sagte Kehl. Auch Zorc ging in die Offensive: „Wir fahren dort hin, um zu gewinnen.“ Nach der zwischenzeitlichen Schwächephase und dem verspielten Neun-Punkte-Vorsprung ist der Glaube an den Titel jedenfalls endgül tig zurückgekehrt. „Wir haben heute ein bisschen mehr Selbstvertrauen gesammelt. Auch wenn es den Bayern nie an Selbstvertrauen mangelt“, stellte Torhüter Roman Bürki fest.  sid

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