Braunschweig – Er schaute nach links, nach unten, nach vorne, dann fing Daniel Bierofka an zu sprechen. „Das Allerwichtigste zuerst“, sagte der Trainer des TSV 1860 in dem Presseraum in Braunschweig – und man hörte an seiner Stimme, dass er das wirklich so meinte. „Ich möchte mich bei Eintracht Braunschweig, bei André Schubert, bei dem Spieler für die Entgleisung meines Spielers Efkan Bekiroglu offiziell entschuldigen.“ Und so eröffnete er am Samstagnachmittag einen kurzen Vortrag, der nur 25 Sekunden später mit folgendem Satz endete: „Wir haben gewisse Werte, für Sechzig München, für die Mannschaft. So etwas darf bei uns im Verein einfach nicht vorkommen.“
Was genau im Braunschweiger Stadion, wo Bierofka mit seinen Drittligafußballern zuvor ein 1:1 erreicht hatte, vorgefallen war, sagte der Trainer nicht, das war allerdings auch nicht nötig. Der TV-Sender „Magentasport“ hatte mit seinen Kameras da nämlich bereits für alle dokumentiert, wie Efkan Bekiroglu, der Mittelfeldspieler aus München, direkt nach dem Ende des Spiels auf den Braunschweiger Benjamin Kessel zugelaufen war – und ihn von der Seite angespuckt hatte.
Weil der Videoausschnitt das zweifellos belegte und sich noch im Stadion verbreitete, verfielen die Münchner sofort in den Krisenmodus. Bekiroglu durfte nicht sprechen, das übernahmen die Sportchefs. Daniel Bierofka berichtete, dass er in der Kabine bereits „ganz klare Worte“ an Bekiroglu gerichtet habe. Und Günther Gorenzel, der Geschäftsführer, versuchte, die Vorgeschichte aufzudecken. „Es sollen von beiden Seiten emotionale Worte gefallen sein, die nicht auf einen Fußballplatz gehören“, sagte er. „Ich will die hier nicht wiedergeben, die werden wir dann wohl beim Einspruch wiedergeben.“
Damit deutete Gorenzel an, was nun auf seinen Spieler zukommt: Die DFB-Juristen werden sich die Szene ansehen – und Bekiroglu wohl sperren. In der Vergangenheit bestraften sie ähnliche Vergehen oft mit einer Vier-Spiele-Sperre. Die Sportrichter werden gewiss auch jene Bilder vorliegen haben, die zeigen, wie sich Bekiroglu und Kessel schon während des Spiels schubsen. Wer einen anderen Spieler aber anspuckt, sollte auf Milde nicht hoffen. Obwohl hinterher sogar André Schubert, Braunschweigs Trainer, meinte: „Es sind Emotionen, die kochen mal hoch, das gehört einfach auch zum Fußball dazu.“
„Wir werden sehen, was jetzt passiert“, sagte Daniel Bierofka, fügte aber an, dass er Bekiroglu „bestimmt nicht zerstören“ wolle. Denn der Trainer versicherte noch am Tatort: „Solange er bei mir ist, wird er das nie wieder machen, das weiß er auch.“ cfm