München – Es ist ja vermutlich nicht ganz einfach, einer Niederlage viel Gutes abzugewinnen. Und so respektabel die Saison in der Euroleague für die Basketballer des FC Bayern auch gewesen sein mag – dass man das Ende aller Hoffnungen auf höhere Ziele selbst mit einer Pleite bei Schlusslicht Darüssafaka Istanbul besiegelte, knabberte schon am Münchner Selbstverständnis.
Und so gesehen war es schon eine interessante Frage, wie die Münchner die endgültige Kurve in den nationalen Alltag bekommen würden. Man kann sagen: Klappte nicht schlecht. Gegen die Riesen Ludwigsburg feierte der Deutsche Meister ein 92:74 (42:36). Womit ein erstes Etappenziel schon einmal erreicht ist: Als erster Bundesligist sind die Bayern drin in den Playoffs 2019.
Trainer Dejan Radonjic war dementsprechend zufrieden. „Wir haben nur eine kurze Pause gehabt, haben nach der Rückkehr aus Istanbul nur ein kurzes Training gehabt“, sagte er, „vor diesem Hintergrund hat die Mannschaft das sehr gut gemacht.“ Wobei schnell klar wurde: Man hatte schon angenehmere Aufgaben um dem Euroleague-Stress aus den Beinen zu bekommen als so eine Parte gegen Ludwigsburg. Die Schwaben um die Bayern-Leihgabe Karim Jallow bringen fast schon traditionell viel Athletik, Tempo, Gewusel aufs Feld. Mit anderen Worten: Es ist ein Spiel, das weh tut.
Und die Bayern, die diesmal auf Rückkehrer Devin Booker verzichteten, brauchten dann auch ein Weilchen, um sich in dieses Duell vor immerhin 4982 Zuschauern im Audi Dome einzufinden. Der Angriff holperte, Nihad Djedovic wendete aus der Distanz größeren Schaden ab. Die ersten drei Dreier schubste der Deutsch-Bosnier allesamt durch die Reuse. Aber dann wurde es ja auch besser. Der Ball rauschte flüssiger durch die roten Reihen. Teilweise zu schnell für das wacker kämpfende Team von Trainer John Patrick. Doch wirklich davonpirschen konnten sich die Bayern zunächst nicht. Im Gegenteil, vor allem weil Ludwigsburg auch besser aus der Pause kam als die Gastgeber. Per 6:0-Lauf zogen die Gäste angetrieben vom treffsicheren Marcos Knight (17 Punkte) nahezu gleich (46:45). Was gerade den ohnehin mäßig gut gelaunten Stefan Jovic schwer verstimmte. Der serbische Bayern-Spielmacher ereiferte sich in dieser Phase derart über die Unparteiischen, dass die ihm nach einem Unsportlichen auch noch ein Technisches Foul anhängten – der Arbeitstag war für ihn schon nach gut der Hälfte des Nachmittags beendet.
Interessant, dass sein Ausfall für Ludwigsburg das größere Problem zu sein schien als für die Bayern. Denn Jovic war weg und es begann die Phase, in der der Deutsche Meister diese Partie zu seinen Gunsten entschied. Man packte hinten noch ein bisschen entschlossener zu, drückte vorne aufs Tempo, wo es nur ging. Und fand gerade in Kapitän Danilo Barthel (18 Punkte) und Derrick Williams (16) auch Akteure, die die nötigen Punkte einsammelten. In wenigen Minuten wurden aus einem Punkt Vorsprung deren 16 (74:58). Und das war eine Vorgabe, die man sich nicht mehr nehmen ließ.
Radonjic richtete den Blick derweil schon wieder nach vorne. Auf den Freitag. Dann ist gegen Gran Canaria noch einmal Euroleague. „Ich hoffe, wir sind dafür bereit“, sagte der Bayern-Coach.