München – Es war der Aufreger des Wochenendes in der 3. Liga – Efkan Bekiroglus Spuck-Attacke gegen den Braunschweiger Benjamin Kessel nach dem Schlusspfiff im Eintracht-Stadion. Im Strafgesetzbuch erfüllt das Anspucken den Tatbestand der „tätlichen Beleidigung“ (§185), beim Fußball verhängt das DFB-Sportgericht in der Regel Spielsperren. Wie lange das „Löwen-Lama“ aus dem Verkehr gezogen wird, war gestern noch offen – vergleichbare Fälle hatten vier Spiele zur Folge. „Ich habe nach dem Spiel deutliche Worte an ihn gerichtet, wie er sich bei 1860 zu verhalten hat“, sagte Trainer Daniel Bierofka, der sich öffentlich für Bekiroglu entschuldigte. „Er darf sich nicht provozieren lassen. Deswegen werden wir ihn jetzt nicht komplett zerstören.“ Hier ein Überblick über spektakuläre Lama-Sichtungen in internationalen Kick-Gefilden.
Frank Rijkaard
Die Mutter aller Lamas verrichtete ihr Werk 1990 im WM-Achtelfinale Niederlande – Deutschland. Opfer: Rudi Völler, respektive das damals noch gelockte Haar des Hessen. Warum er gespuckt hatte, versuchte Rijkaard später in einem offenen Brief zu erklären, den „Sports live“ veröffentlichte: „Ich hatte persönliche Probleme und ging besonders gereizt in das Spiel. Das musste sich entladen. Ich hatte mich wegen privater Schwierigkeiten nicht im Griff. Ich kann es leider nicht ungeschehen machen. Jeder Mensch macht Fehler.“ Auch der Schiedsrichter Juan Carlos Loustau übrigens. Er zeigte damals auch Völler die Rote Karte. Warum? Ein ewiges Rätsel der Fußballgeschichte. Völler wollte irgendwann einmal nachfragen, jedoch wurde aus Argentinien berichtet, dass Loustau gestorben sei. Der „Welt“ sagte Völler: „Dann hat er sein Geheimnis wohl mit ins Grab genommen.“
Douglas Costa
Ellbogencheck, Kopfnuss und Spucke ins Gesicht – Ex-Bayer Costa bekam für seine Attacken gegen Sassuolos Di Francesco vier Spiele Sperre.
Javier Pinola
Vier Spiele bekam 2010 auch Nürnbergs Javier Pinola für seinen Ekel-Angriff auf Bastian Schweinsteiger. Anfangs bestritt der Argentinier seine Rotz-Attacke auch noch – mit folgenden Worten: „Schweinsteiger kann erzählen, was er will.“ Doch die TV-Bilder entlarvten ihn – und bestätigten Schweinsteigers Version, der schon längst in Rage geraten war: „Ich hätte Pinola gerne eine Watschn gegeben. Er soll einfach den Kopf einschalten, aber den hat er offensichtlich nicht.“
Francesco Totti
Vom römischen Volkshelden zum nationalen Fremdschäm-Subjekt: Francesco Tottis schleimige Breitseite gegen den Dänen Christian Poulsen bei der EM 2004 hatte eine Drei-Spiele-Sperre zur Folge. Zwei reichten – Italien verabschiedete sich bereits nach der Vorrunde, nicht aber ohne eine kleine Staatsaffäre auszulösen. „Es ist traurig, dass ein so großer Spieler so etwas macht. Ich habe den Respekt vor Totti verloren“, sagte der dänische Nationaltrainer Morten Olsen, Poulsen meinte: „So etwas hatte ich nicht erwartet. Das ist etwas anderes als ein Foulspiel. Ich fühle mich von Totti gedemütigt.“ Und irgendwann sagte dann auch Totti selbst: „Ich bin tief betroffen und bitte um Verzeihung. Ich erkenne mich auf diesen Bildern gar nicht wieder, das ist nicht der echte Francesco.“