Grings in Männerdomäne

Pionierin in der Regionalliga

von Redaktion

BERND BRUDERMANNS

Die nächste Männer-Bastion ist gefallen, und Inka Grings hat sie eingenommen. Als erste Frau wird die 40-jährige Ex-Nationalspielerin und Rekordtorschützin der Frauen-Bundesliga einen Männer-Verein aus den obersten vier Ligen betreuen. Sie wird gleichberechtigter Chefcoach/in mit Thomas Drotboom beim SV Straelen und soll den Club vor dem Abstieg aus der Regionalliga West retten. Der Club-Vorsitzende dort ist übrigens Herrmann Tecklenburg, der Ehemann von Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Und die wiederum arbeitete auch schon als Teammanagerin für den damaligen Oberligisten.

Man bzw. frau kennt sich also, doch dieser Schritt hat nichts mit Spezl-Wirtschaft zu tun. „Ich weiß, dass Frauen mehr Ehrgeiz haben und mehr Präzision in ihre Arbeit stecken als manche Männer“, sagte Clubchef Tecklenburg, der Inka Grings zum 1. Juli ohnehin einstellen wollte – allerdings als sportliche Leiterin. Nun also fängt sie als Trainerin an und wird Widerstände überwinden müssen.

Noch immer herrschen nämlich im Fußball Männerkli-schees und Machoansichten. Und es wird leider wohl immer noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte dauern, um diese zu überwinden. Apropos Klischees: Inka Grings stamme, so betont Tecklenburg, aus einer Düsseldorfer Arbeiterfamilie und spreche den rauen Ton der Fußballer. Muss jetzt also Inka Grings, die früher ihren Ex-Klub Duisburg in der Frauen-Bundesliga betreut und zuletzt die U-17-Junioren von West-Regionalligist Viktoria Köln coachte, beweisen, dass sie als Trainerin besser ist als ihre männlichen Kollegen? Natürlich nicht, sie muss beweisen, dass sie die Autorität und die Fachkenntnis hat, eine Männermannschaft zu betreuen und sie vor dem Abstieg zu bewahren.

Inka Grings war früher Weltklasse-Stürmerin und gewann mit der deutschen Nationalmannschaft zweimal den Europameistertitel. Sie war es gewohnt, sich gegen Widerstände durchzusetzen. „Natürlich will ich auch ein Stück weit Geschichte schreiben“, hatte sie vor schon vor zwei Jahren über ihre Trainer-Karriere gesagt. Jetzt kämpft sie wieder an vorderster Front – und hoffentlich genauso erfolgreich wie auf dem Feld.

Bernd.Brudermanns@ovb.net

Artikel 1 von 11