München – Im wichtigsten Angriff der Saison hatte der Augsburger Andrew LeBlanc vor allem eines: Glück. Am vergangenen Sonntag, im entscheidenden siebten Spiel der Viertelfinalserie gegen Düsseldorf, wollte der Eishockey-Stürmer aus den USA, der seit 2015 für die Panther in der DEL spielt, den Puck ein paar Meter vor dem Düsseldorfer Tor einfach querschieben. Ein Verteidiger fälschte die Scheibe allerdings so fies ab, dass sie seinem eigenen Torhüter zwischen den Beinschonern hindurchrutschte. Das war’s. Augsburg siegte 2:1, das Viertelfinale war entschieden, von einem Glückstor.
Nun hat es ansonsten aber nun wirklich nicht mit Glück zu tun, dass die Augsburger erstmals seit neun Jahren wieder im Halbfinale mitspielen dürfen. In der Hauptrunde haben sie die meisten Punkte ihrer Clubgeschichte geholt – das reichte nur für Platz drei, weil an der Spitze der deutschen Liga zwei Vereine standen, die viel mehr Geld ausgeben als der Rest: Die Adler Mannheim (die es im zweiten Halbfinale mit Köln aufnehmen) – und eben der EHC München.
Es ist allerdings nicht nur das Geld, das der Serienmeister München (Saison-Etat: ca. 13,5 Mio. Euro) und Augsburg (ca. 5,9 Mio.) trennt. Es sind einfach zwei Vereine, die sich gar nicht mögen. Das gilt vor allem für die Fans, hin und wieder auch für die Spieler. Beim letzten Aufeinandertreffen im Januar, München siegte damals 4:1, forderte der Augsburger Hans Detsch (1,86 Meter) den gar nicht zimperlichen Kanadier Keith Aulie (1,98 Meter) heraus – was keine kluge Idee ist. Die mutigen Augsburger haben sich aber den Respekt der Nachbarn erspielt. Patrick Hager, der Nationalspieler aus München, sagte: „Wir müssen an unsere Leistungsgrenze gehen, um Augsburg aus dem Weg zu räumen.“
Das bayerische Halbfinale verspricht jedenfalls Emotionen. In den vier Hauptrunden-Duellen – dreimal siegte München (2:1, 2:0 und 4:1), einmal Augsburg (3:2) – sammelten die Spieler insgesamt 143 Strafminuten ein (München 80, Augsburg 63). Und blickt man auf einen weiteren statistischen Vergleich aus jenen vier Partien, deutet sich an, dass die Serie knapper wird, als man vielleicht denkt. Denn die Augsburger haben 127 Schüsse aufs Münchner Tor abgefeuert – drei mehr als der EHC. An der Favoritenrolle des Titelverteidigers ändert das nichts, aber Augsburg ist etwas zuzutrauen. Im Zweifel eben mit etwas Glück.