Der Name als Bürde

von Redaktion

Paulina Schulz gilt als großes Schwimmtalent – nur die Vergleiche mit ihrem Vater Axel nerven sie

Potsdam – Frisch geduscht und ausgepowert sitzt Paulina Schulz im Aufenthaltsraum des Potsdamer Schwimmbads ihrem Vater gegenüber. Während sich beide tief in die Augen schauen, sticht die frappierende Ähnlichkeit heraus. Die gleichen Gesichtszüge, das gleiche schelmische Grinsen. Fehlt eigentlich nur noch ein Basecap auf dem Kopf der Zwölfjährigen.

Vergleiche mit ihrem Vater, dem früheren Profiboxer Axel Schulz, 50, sind nicht neu für Paulina. Weil sie mittlerweile ein hoffnungsvolles Schwimm-Talent in Deutschland ist, wird sie öfter damit konfrontiert. „Das nervt schon sehr“, sagt sie. „Ich glaube, manche mögen mich auch nur, weil ich die Tochter von Axel Schulz bin.“

Der berühmte Vater weiß, wie unangenehm das für seine Tochter ist. Er hält sich bei der jungen Sportkarriere daher bewusst im Hintergrund. Auch bei Wettkämpfen. „Ich finde es ganz schrecklich reinzurufen, dafür ist eher meine Frau verantwortlich“, sagt der frühere Schwergewichtsboxer: „Aber es macht mich natürlich stolz, wenn sie reinspringt und vorne ankommt.“

Paulina zählt zu den besten Brustschwimmerinnen ihres Alters. Bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften im Mehrkampf gewann sie 2018 Bronze, seit September lernt, trainiert und lebt sie an der Sportschule Potsdam. 120 Kilometer von zu Hause entfernt, auf sich alleine gestellt. So wie einst ihr Vater, bevor er mit Kämpfen gegen George Foreman, Francois Botha und Wladimir Klitschko zum Boxstar aufstieg.

„Ich habe ihr gesagt: Du musst gucken, dass du mit den Größeren befreundet bist, denn bei uns Boxern gab es von den Größeren immer auf die Fresse“, sagt Schulz. Wirklich einmischen wolle er sich im neuen Lebensabschnitt seiner Tochter aber nicht: „Paulina brauche ich keinen Rat zu geben. Sie fummelt sich da alleine durch, und vom Schwimmen habe ich keine Ahnung.“ Und außerdem, sagt seine Tochter schelmisch, „habe ich schon mehr Siege als Papa“.

Für ihren Großen Traum, Olympia, nimmt Paulina Schulz viel auf sich. Ein normaler Tag auf der Sportschule lässt kaum Zeit für Ablenkung: 5.20 Uhr Aufstehen, 5.40 Uhr Frühstück, 7 bis 9 Training, danach bis 14 Uhr Schule. Dann wieder Training, anschließend Hausaufgaben, um 21 ist Nachtruhe.

Ihr Trainer Toni Helbig sieht bei Paulina viel Potenzial. Sie habe „Ehrgeiz und Willen“, sagt Helbig. Und eine Zusatzmotivation: „Sie möchte sich durch ihre Leistungen profilieren und nicht darüber, was ihr Papa mal geleistet hat.“ sid

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