„Es war ein Übergangsjahr“

von Redaktion

In der nächsten Saison soll der DEL-Zweikampf München – Mannheim weitergehen

VON GÜNTER KLEIN

Mannheim – Zur Eisfläche, über die hymnische Siegermusik dröhnte, waren es nur zwanzig Meter Luftlinie. Doch die Tür, die hinaus zur Arena ging, in der 13 600 Fans (minus knapp 100 Münchner) die Meisterschaft der Adler Mannheim feierten, war zu, und so saßen die Münchner in ihrer Kabine, es herrschte erstaunliche Stille. Die Spieler umarmten einander, die Leute vom Staff kamen rein, man klopfte sich wortlos auf die Schultern. Es war vorbei. Der EHC München war nicht mehr Deutscher Meister.

Die Serie hatte Mannheim gewonnen, 4:1, klar, auch wenn das letzte Spiel knapp war, 5:4 nach Verlängerung, und EHC-Manager Christian Winkler die Aufholjagd von 1:4 auf 4:4 so beschrieb: „Das Spiel hat noch einmal unseren Charakter gespiegelt. Die Mannschaft hat einen Weg gefunden, zurückzukehren.“ Michael Wolf, der Kapitän, der nun aufhört mit Eishockey und von den Mannheimern noch vor der Siegeszeremonie groß verabschiedet wurde („Es war mir fast unangenehm – aber danke an die Adler, dass sie an so etwas denken“), analysierte den Unterschied zwischen den beiden Finalisten: „Es sind zu viele Kleinigkeiten zusammengekommen.“

Im Kabinentrakt tauchte auch Bill Stewart auf, voriges Jahr Mannheims Trainer und mit München in eine hochemotionale Halbfinalserie (Mannheim verlor sie 1:4) verwickelt; Christian Winkler begrüßte ihn freundlich und erklärte ihm: „It was our game number eighty-three.“ Der EHC wurde wegen seines Erfolgs in der Champions League (im Finale) mehr beansprucht als die Adler. er hatte am Ende Verletzungssorgen. Und auch nicht mehr die Genialität der Vorjahre mit den Titeln 2016, 17, 18.

„Es war ein Übergangsjahr“, sagt Winkler, man habe nach den Abgängen der Kreativspieler Kahun, Aucoin, Matsumoto und des Torjägers Macek eine neue Mannschaft gebaut. Eine gute, aber auf andere Weise gut, „Wir spielen jedes Jahr, um zu gewinnen“, so Michael Wolf, „deswegen ist es ein bitterer Abend“, weil man verlor. „Doch wenn man mit Abstand auf die Saison blicken wird, auf CHL und DEL, wird man erkennen: Es war nicht alles schlecht.“

Mannheim (Winkler: „Verdienter Meister“) hatte den Titel in einem Drei-Jahres-Plan vorgesehen, das „Etappenziel schnell erreicht“ (Adler-Boss Daniel Hopp), doch schon in der Stunde des Feierns war dem neuen Meister bewusst, „dass wir die Münchner nicht abschreiben können; die kehren zurück“, so David Wolf. Auch Marcel Goc spürt: „Wer gewinnen will, muss an München vorbei.“

Was wird beim EHC passieren? Spruchreif ist, dass Co-Trainer Matt McIlvane zum Bruderclub Salzburg wechselt und sich dort auf die Übernahme der Chefrolle in München von Don Jackson (um 2021 herum) vorbereitet. Gesucht wird ein neuer Jackson-Assistent. Clement Jodoin, unter der Saison aus Berlin gekommen, soll eventuell bleiben, obwohl das von ihm verantwortete Powerplay nicht funktionierte. Winkler: „Ich habe ihm gesagt, er soll nicht traurig sein: Unser Überzahlspiel war ja schon schlecht, bevor er bei uns anfing.“

Als Neuzugang steht fest: Ex-Nationalspieler Philipp Gogulla (Düsseldorf). Winkler: „Es gibt auslaufende Verträge, es stehen Gespräche an, wir haben Neuzugänge in der Pipeline.“ Der größte Einschnitt: Dass Wolf aufhört. „Er wird fehlen“, sagte Winkler und deutete auf den 38-Jährigen, der am längsten von allen die Ausrüstung und die Schlittschuhe anbehielt. „Ich war 18 Jahre als Profi unterwegs, ich habe es gelebt, mich danach gerichtet, ich kann nicht sagen, ich vergesse das komplett und fange morgen was Neues an.“

Erst will Wolf „noch ein paar Tage mit der Mannschaft verbringen“. Es darf dabei wieder lauter werden.

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