Berlin – Jerome Boateng verlässt den FC Bayern durch die Hintertür – und das darf man durchaus wörtlich verstehen. Am Samstagabend sah man deutlich, wie sehr der 30-jährige Verteidiger und sein Arbeitgeber sich entfremdet haben. Im Sommer wird sich Boateng aus München verabschieden, daran besteht kein Zweifel mehr. Zumal Bayern-Präsident Hoeneß gestern erklärte: „Ich würde ihm raten, den Verein zu verlassen.“
Am Samstag um 22.22 Uhr tobten die Bayern-Spieler auf dem Rasen im Berliner Olympiastadion, machten sich auf den Weg zu ihren Fans in der Kurve. Nur einer nicht. Boateng eilte die Treppen zur Kabine hinunter, hatte auf Party offensichtlich keine Lust. Er erklärte das später nicht, sagte kein Wort zu den Reportern, wie schon seit Monaten. Auch während des Pokalfinales hatte der Weltmeister von 2014 teilnahmslos gewirkt.
Doch damit nicht genug: Als die Bayern beim Bankett die Bühne betraten, trug Boateng kabellose Kopfhörer. Kurz nach der Rede von Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge schlich sich der gebürtige Berliner durch den Hinterausgang davon. Vor der Tür warteten bereits Freunde auf ihn, fuhren ihn anschließend in seinem Geländewagen davon. Zumindest bei der Abfahrt wurde es also noch einmal laut um Boateng. Schon vor einer Woche, bei der Meisterfeier, war er kaum beteiligt, verließ die Arena als Erster, allerdings mit Entschuldigung: ein Freund heiratete. bok, jau