Ein Häufchen Elend

von Redaktion

French Open: Angelique Kerber scheitert schon in Runde eins

Paris – Angelique Kerber warf sich ein Handtuch über die Schultern, packte ihre Schlägertasche – und sah zu, dass sie den Ort der Blamage eiligst verließ. 73 Minuten nur hatte ihr Auftritt bei den French Open gedauert, kurz nach Mittag am ersten Turniertag in Paris war der ohnehin etwas vage Traum vom Karriere-Grand-Slam von einer jungen Russin namens Anastassija Potapowa regelrecht zerschmettert worden. „Ich bin super enttäuscht“, sagte Kerber, „ich habe schon gehofft, dass ich ein bisschen besser spiele.“

Die Weltranglistenfünfte aus Kiel verlor mit 4:6, 2:6, es war ihre fünfte Erstrunden-Niederlage in Roland Garros. Und es war deutlich zu sehen, dass sie im erst vierten Match auf Sand in dieser Saison weit weg war von ihrer Bestform, nachdem sie sich vor fast drei Wochen beim Turnier in Madrid am rechten Sprunggelenk verletzt hatte. Sie habe den Fuß gespürt, bekannte Kerber, sie mutmaßte auch, die French Open seien ja vielleicht „noch ein bisschen zu früh“ für sie gekommen. Sie betonte aber auch: „Das soll keine Entschuldigung sein.“

Kerber (31) hatte gegen die French-Open-Debütantin Potapowa, die in der Weltrangliste auf Position 81 geführt wird, unübersehbar von Beginn an große Probleme. Die 18 Jahre alte Russin spielte ungemein druckvoll und scheuchte die dreifache Grand-Slam-Siegerin mit ihren peitschenden Grundschlägen über den Platz. Die Deutsche haderte, warf frustriert die Hände in die Höhe, schüttelte den Kopf. Sie gab ein Bild des Jammers ab.

Nun habe sie „mehr Zeit als erwartet“, um ihren Fuß auszukurieren, sagte Kerber nach dem Aus mit ironischem Unterton. Sie fügte ernst hinzu: „Ich kann mich jetzt darauf freuen, auf Gras zu spielen.“ Dieser Belag ist ihr ohnehin lieber als die rote Asche.

„Paris und ich, das ist eine Geschichte für sich“, sagte Kerber zum Abschied. Den Glauben an einen Sieg in Roland Garros und damit nach den Triumphen bei den Australian Open, den US Open (beide 2016) und in Wimbledon (2018) die Vollendung des Karriere-Grand-Slams hat sie aber angeblich noch nicht aufgegeben. „Der Glaube ist immer noch da“, versicherte sie. Überzeugt klangt das nicht. Steffi Graf, die zuletzt 1999 gewann, wird wohl noch lange die letzte deutsche Siegerin in Paris bleiben.  sid

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