Monte Carlo – Kein Ferrari-Wunder, auch nicht der nächste Mercedes-Doppelsieg, aber ein Sieg von Mercedes-Weltmeister Lewis Hamilton für den verstorbenen Niki Lauda: „Das ist für dich, Niki“, funkte Hamilton nach der Zieldurchfahrt des Großen Preises von Monaco, bei dem Sebastian Vettel unter kuriosen Umständen mit Rang zwei sein bislang bestes Ergebnis in dieser Formel-1- Saison erzielte.
Der Heppenheimer musste sich im Fürstentum allein dem britischen Titelverteidiger und WM-Spitzenreiter Hamilton geschlagen geben – obwohl er auch hinter Max Verstappen über den Zielstrich fuhr. Dem niederländischen Supertalent vom Red-Bull-Team wurde allerdings eine Zeitstrafe aufgerechnet, durch die er hinter Vettel und dem Finnen Valtteri Bottas im zweiten Mercedes nur als Vierter gewertet wurde.
„Das war ein hartes Rennen“, sagte Vettel: „Ich hab immer nur gedacht: Dranbleiben.“ Seine Reifen seien kein Problem gewesen: „Es war ein tolles Ergebnis für uns, wir haben noch viel Arbeit vor uns, aber das war ein Schritt in die richtige Richtung.“ Vettel gratulierte „den Jungs von Mercedes. Ich glaube, Niki wäre heute richtig happy gewesen.“
Hamilton hatte sich mit stark abbauenden Reifen zum Sieg gerettet – er rundete damit sportlich die Huldigungen der Silbernen für ihren vertorbenen Teamaufsichtsrat Lauda ab. Für Hamilton war es der 77. Karriereerfolg und der bereits vierte im sechsten Saisonrennen.
Damit setzt sich der fünfmalige Champion in der WM mit nunmehr 137 Punkten ein Stück von Bottas (120) ab. Vettel übernahm mit 82 Zählern zumindest den dritten Rang in der WM von Verstappen (78). Der viermalige Weltmeister und Ferrari sind von der reinen Performance her aber weiterhin weit von Mercedes entfernt, das in Monte Carlo hätte Geschichte schreiben können: Sechs Doppelsiege in Folge wären ein Novum in der 70-jährigen Formel-1-Historie gewesen.
Der Emmericher Nico Hülkenberg im Renault blieb als 14. im fünften Rennen nacheinander ohne Punkte. Vettels Teamkollege Charles Leclerc (Monaco), der durch einen kapitalen Strategiefehler seines Teams im Qualifying am Samstag nur von Platz 15 in sein Heimrennen gegangen war, schied aus.
Die Pole Position erwies sich wie so oft in Monaco als die halbe Miete: Hamilton verteidigte seine Position beim Start souverän gegen Bottas, der Verstappen und Vettel hinter sich halten konnte. Für Bewegung im Kurvengeschlängel sorgte zunächst allein Leclerc, der mit dem Messer zwischen den Zähnen seine unverschuldet schlechte Ausgangslage verbessern wollte.
An drei Kontrahenten presste sich der 21-Jährige vorbei, Hülkenberg im Renault machte ihm aber die Tür zu. Leclerc erlitt einen Reifenschaden, bis zur Boxeneinfahrt löste sich der Pneu in alle Bestandteile auf. Leclerc zerstörte sich dabei seinen Unterboden.
Zusätzlich rückte das Safety-Car aus, damit die zahlreichen Kleinteile eingesammelt werden konnten. Die Topfavoriten fuhren an die Box. Hamilton wurde problemlos abgefertigt, doch zwischen Verstappen und Bottas kam es in der engen Boxengasse zum Kontakt. Der Niederländer hätte von seiner Crew aufgehalten werden müssen, die Rennleitung belegte ihn deshalb mit einer Fünf-Sekunden-Strafe. Der Leidtragende war Bottas, der einen Reifenschaden erlitt und durch den Extra-Stopp auch hinter Vettel zurückfiel.
Leclerc musste seinen am Unterboden zu stark beschädigten SF90 nach 19 Runden in den engen Straßen seiner Heimatstadt abstellen. Derweil erhielt Verstappen von seinem Team den Auftrag, den führenden Hamilton zu überholen und fünf Sekunden herauszufahren. Es entwickelte sich eine Hetzjagd über viele Runden.
Hamilton musste Reifen schonen und zugleich Verstappen an den kritischen Stellen des verwinkelten Kurses auf Distanz halten. Es wurde ein Zitterspiel für den Briten. „Ich weiß nicht, was ihr euch dabei gedacht habt, mir diese Reifen zu geben. Wir müssen jetzt auf ein Wunder hoffen“, funkte er 20 Runden vor Rennende. Doch trotz der Riesen-Probleme schaffte es Hamilton, sich als Erster über die Ziellinie zu retten – eine großartige Leistung. „Das war das härteste Rennen, das ich hatte“, sagte der Mercedes-Star später. „Ich habe mit dem Spirit von Niki gekämpft.“