Und wieder hat sich Giesing in eine Partymeile verwandelt. 364 Tage nach dem Aufstiegsrausch der Blauen war es die Reserve der Roten, die es erst auf dem Platz und danach (vermutlich) am Tresen krachen ließ. Eine Feier mit langer Vorgeschichte, denn die teuren Talente des Rekordmeisters benötigten einige Anläufe, um die Vereinsvorgaben zu erfüllen und ihr unwürdiges Viertliga-Dasein hinter sich zu lassen. Wie sie es geschafft haben, war dafür imposant, verdient – typisch Mia-san-mia. Dem 1:3 im Hinspiel und dem frühen Rückstand im Rückspiel ließen die kleinen Bayern keine Selbstzweifel folgen, sondern: eine rauschende Torparty.
Seit Sonntag ist nun also die 3. Liga komplett, die Liste der Auf- und Absteiger um einen weiteren prominenten Namen verlängert. Zuvor waren von unten Waldhof Mannheim, Viktoria Köln und der Chemnitzer FC dazugestoßen, von oben der MSV Duisburg und der 1. FC Magdeburg. Lauter Clubs mit reichlich Tradition und wie die kleinen Bayern: nicht mit der Absicht, in der dritten deutschen Profiliga eine Nebenrolle zu spielen.
Für das Liga-Establishment (wozu eigentlich keiner gehören will) ist das nur zum Teil ein Grund zur Freude. Unbestritten ist, dass Heimspiele gegen Magdeburg, Mannheim oder die kleinen Bayern-Stars besser ziehen als gegen Aalen, Lotte oder Fortuna Köln. Andererseits: Es dürfte in einem so hochkarätig besetzten Teilnehmerfeld noch schwerer werden, rechtzeitig die für den Klassenerhalt erforderlichen Punkte einzusammeln. Wehe dem, der einen Negativlauf erwischt wie Haching oder der TSV 1860 in diesem Frühjahr. Beide Münchner Clubs haben es erst am vorletzten Spieltag geschafft, sich auf die sichere Seite zu bringen und dürften nicht uneingeschränkt jubeln, dass nun auch noch eine kleine Stadtmeisterschaft in der 3. Liga ausgetragen wird.
Augenzeugen aus dem Sechzger-Lager wissen seit Sonntag, dass Daniel Bierofka nicht ohne Grund nach Verstärkungen fleht. Speziell die Sparlöwen haben beste Chancen, in der aufgewerteten Liga unter die Räder zu kommen. Das stets etwas andere Haching wählt einen frecheren Ansatz, setzt auf feine Füße aus der Region – und auf eine Flucht nach vorne, sprich: auf den Aufstieg in die 2. Bundesliga, spätestens übernächstes Jahr.
Zumindest was das angeht, dürfte ihnen Bayern II als Konkurrent lieber sein als irgendein anderer Club: Als Aufstiegskonkurrent kommen die kleinen Bayern nicht in Frage, das verbieten die Statuten. Obwohl Qualität, Geld und Knowhow des Rekordmeisters fraglos auch für ein zweites Bundesligateam reichen würde.
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