Hecking soll die alte Liebe zur Ruhe bringen

von Redaktion

HSV verpflichtet seinen Wunschtrainer, vorerst aber nur mit einem Einjahresvertrag

Hamburg – Als Kind war er Fan des Hamburger SV, nun ist Dieter Hecking im gesetzten Trainer-Alter der neue Hoffnungsträger des strauchelnden Traditionsclubs. „Es hat mich immer zum HSV hingezogen. Und jetzt bin ich Cheftrainer dieses Vereins. Es ist nach wie vor ein toller Verein, der gerade aber im Sturm ist“, sagte der 54-Jährige am Mittwoch bei seiner offiziellen Vorstellung. Genau deshalb wurde er aber geholt: „Ein bisschen Ruhe reinbringen, hoffentlich den Erfolg zurückbringen“, beschrieb er seine Aufgabe.

Hecking nimmt auf einem der unbequemsten Trainer-stühle im deutschen Profi-Fußball Platz. Seit Anfang 2018 ist er bereits der fünfte Coach, der dem einstigen Bundesliga-Dino wieder Leben einhauchen soll. Immerhin war der HSV schlau genug, ihn statt mit einem üblichen Zweijahres- mit einem Einjahresvertrag auszustatten. Nur bei einer Bundesliga-Rückkehr werde sich der Kontrakt automatisch verlängern, sagte Sportvorstand Jonas Boldt. Eine weitere Strafrunde in der 2. Bundesliga würde den finanziell klammen HSV schwer in die Bredouille bringen.

Hecking galt als Favorit des mächtigen HSV-Vorstandschefs Bernd Hoffmann. Und auch der neue Sportvorstand Boldt hatte bei seiner Vorstellung am Freitag Sympathie für den erfahrenen Fußball-Lehrer gezeigt. „Ich glaube, es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich Dieter als renommierter Bundesliga-Trainer, der gerade noch mit Borussia Mönchengladbach die Europa League erreicht hat, zum HSV bekannt hat“, sagte Boldt nun.

Hecking kommt zu einem verunsicherten Club. Nach dem verpassten Aufstieg des HSV verlor sein 16 Jahre jüngerer Vorgänger Hannes Wolf schon nach sieben Monaten zum Saisonende seinen Job. Ende vergangener Woche wurde auch Sportvorstand Ralf Becker als weiterer Verantwortlicher für den Nicht-Erfolg ausgemacht und musste nach nicht einmal einem Jahr gehen.

Dass man sogar bei Erfolg einen Verein verlassen muss, hat Hecking in der gerade abgelaufenen Saison selbst erlebt. Nach zweieinhalb Jahren in Mönchengladbach musste er trotz Platz fünf ein Jahr vor Vertragsende seinen Posten räumen.

Hecking bewies in der Vergangenheit, dass er kriselnde Mannschaften wieder aufbauen und zu Erfolgen führen kann. Sein größter Sieg als Trainer war der Gewinn des DFB-Pokals 2015 mit dem VfL Wolfsburg im Finale gegen Borussia Dortmund. An Titel braucht er beim HSV derzeit kaum zu denken. „Es ist der Reiz, was zu machen, was aus der Reihe fällt“, beschrieb er seine Motivation, dennoch in die 2. Bundesliga zu gehen. „Das ist mir lieber als Beamtenfußball, wo ich nur verwalte. Hier kann ich gestalten.“ Seine erste Aufgabe wird nun sein, eine neue Mannschaft zu gestalten. dpa

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