Die Alleskönnerin

von Redaktion

Die künftige Bayern-Spielerin Giulia Gwinn hofft, bei der WM schnell ins Team zu finden

VON CHRISTIAN STÜWE

Grassau – Es lief die 26. Minute des Testspiels der DFB-Frauen gegen Chile am Donnerstag, als Giulia Gwinn tief in der gegnerischen Hälfte den Ball verlor. Die als rechte Außenverteidigerin eingesetzte 19-Jährige sprintete in Regensburg ihrer Gegenspielerin über 40 Meter hinterher, überholte die Chilenin schließlich und eroberte den Ball zurück. Eine typische Szene für Gwinn, die Schnelligkeit und Wendigkeit zu ihren großen Stärken zählt. Vor allem ist es aber ihre Vielseitigkeit, die Gwinn zu einer der größten Hoffnungsträgerinnen des deutschen Frauen-fußballs macht.

Am liebsten spielt Gwinn eine Position weiter vorne als am Donnerstag, auf dem rechten Flügel mit Zug zum Tor. Für den SC Freiburg erzielte sie in 61 Bundesliga-Spielen 22 Tore und bereitete weitere 18 Treffer vor. Auch auf der linken Außenbahn kann sie offensiv wie defensiv spielen, auf der zentralen Zehner-Position kam sie ebenfalls schon zum Einsatz. Aufgrund ihrer Fähigkeiten nominierte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg Gwinn für die Weltmeisterschaft in Frankreich (7. Juni bis 7. Juli).

Dass die U17-Europameisterin von 2016 bei der Generalprobe gegen Chile in der Startelf stand und mehr als 70 Minuten spielte, kann als Fingerzeig für ihre Rolle bei der WM gewertet werden. „Ich bin stolz, in dem jungen Alter schon dabei zu sein und von den erfahrenen Spielerinnen viel mitnehmen zu können“, erzählte Gwinn vor dem Spiel im Trainingslager in Grassau: „Ich möchte so viel Spielzeit wie möglich sammeln, aber das ist die Entscheidung der Trainerin.“ Sie hofft, möglichst schnell ihren Platz im Team zu finden.

So ähnlich könnten auch ihre Ziele für die neue Saison in der Bundesliga lauten, die Studentin des Sportmanagements wurde nämlich bereits im Februar vom FC Bayern verpflichtet. „Sportlich erwarte ich einen Schritt nach vorne, die Trainingsbedingungen in München sind überragend. Auch das Trainingsniveau ist ziemlich hoch“, erzählte Gwinn, „Und ich freue mich natürlich darauf, Champions League zu spielen.“

Dass Trainer Jens Scheuer, der Gwinn in den vergangenen vier Jahren in Freiburg trainierte, ebenfalls zum FC Bayern wechselt, ist sicherlich ein Vorteil für die 1,70 Meter große Allrounderin. Nachdem neun Spielerinnen die Bayern-Frauen zum Saisonende verlassen haben, befindet sich die Mannschaft mitten im Umbruch. Beim Neustart könnte Gwinn eine zentrale Rolle spielen. Da im WM-Kader in Laura Benkarth, Kathrin Hendrich, Verena Schweers und Melanie Leupolz vier weitere Spielerinnen stehen, die auch in der kommenden Saison für den FC Bayern spielen werden, kann sich Gwinn schon mal intensiv mit ihren neuen Mitspielerinnen austauschen. „Als der Wechsel bekannt wurde, haben sie mich super aufgenommen. Ich freue mich schon auf die gemeinsame Zeit“, erzählte Gwinn.

Doch zunächst mal gilt die volle Konzentration dem DFB-Team. Am 2. Juli wird Giulia Gwinn 20 Jahre alt und „es wäre das Schönste, den Geburtstag bei der WM zu feiern“. Denn das würde bedeuten, dass die DFB-Frauen sich für das Halbfinale qualifiziert hätten. Der für die Zeit nach der Weltmeisterschaft angesetzte Umzug von Freiburg nach München könnte dann auch noch ein paar Tage länger warten.

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